Langfristige Wirkung

Welche Folgen Sanktionen haben

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Von Björn Hartmann

22. Aug. 2023 –

18 Monate nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist kein Ende des Kriegs in Sicht. Trotz zahlreicher Sanktionspakete der EU und der Vereinigten Staaten gegen russische Politiker und Wirtschaftslenker, gegen Verbände und Firmen ist der Angreifer wirtschaftlich nicht zusammengebrochen. Solche Hoffnungen waren von Anfang an übertrieben. Ebenfalls übertrieben ist, jetzt zu behaupten, Sanktionen seien sinn- und wirkungslos. Das sind sie nicht. Wirtschaft funktioniert nur nicht wie etwas, das an- und ausgeschaltet werden kann. Und die politische Lage ist zudem kompliziert. Denn die westliche Welt bestimmt nicht mehr allein.

Manche Sanktionen wirken besser als andere: Auf Gasimporte aus Russland zu verzichten zum Beispiel. Und auch der Ölpreisdeckel, den die großen Wirtschaftsnationen (G7) beschlossen haben, funktioniert recht gut. Der Ausschluss vieler russischer Banken vom internationalen Zahlungsinformationsdienst Swift dagegen – von manchen unpassend als „Atombombe“ für die Kapitalmärkte bezeichnet – schlägt nicht so durch wie erwartet. Beim Öl und bei den Zahlungsströmen nutzen einige Staaten die Notlage Russlands aus – vor allem China und Indien, die international mehr mitreden wollen als bisher. Sie kaufen billig russisches Öl oder helfen bei der Zahlungsabwicklung.

Dass Sanktionen umgangen werden, ist Teil einer Welt, in der jeder auf seinen Vorteil bedacht ist – wirtschaftlich und politisch. Oder anders gesagt: Gibt es Grenzen, aber Nachfrage, findet sich immer jemand, der liefert. Der Preis für den Kunden ist hoch – gezahlt in Geld oder politischer Abhängigkeit. Seit eineinhalb Jahren erfährt das auch Russland, das dank hoher Devisenreserven und Kriegswirtschaft zumindest auf dem Papier wirtschaftlich durchhält – noch. Denn Russland ist keine autarke Industrienation, sondern ein Rohstofflieferant, der auf Importe angewiesen ist.

Reserven gehen zur Neige und irgendwann hilft auch Improvisationskunst nicht mehr weiter, wenn wesentliche Teile fehlen. Zudem wenden sich vermeintliche Helfer ab, wenn es für sie nichts mehr zu holen gibt. Die Wirtschaftssanktionen wirken direkt und indirekt, aber eben nicht sofort. Das bedeutet: Sie helfen der Ukraine im Krieg, weil sie Russland schwächen. Beenden können sie den Konflikt vorläufig aber nicht.

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