Lebensmittelpreise steigen weiter

Ernährungswirtschaft ist vor der Grünen Woche zuversichtlich. Bundesamt und Verbraucherschützer für umweltfreundlichere Landwirtschaft.

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Von Wolfgang Mulke

15. Jan. 2014 –

Wirtschaft / Grüne Woche / Mulke

 

Die Verbraucher müssen sich auf weiter steigende Preise für Lebensmittel einstellen. Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) verweist auf gestiegene Produktionskosten und Marktschwankungen verantwortlich. „Wir gehen eher nicht von sinkenden Preisen aus“, sagte BVE-Chef Christoph Minhoff kurz vor der Eröffnung der Grünen Woche in Berlin. In welchem Ausmaß das Essen teurer wird, ließ er offen. Im vergangenen Jahr war die Teuerungsrate bei Nahrungsmitteln und Getränken mit fast vier Prozent sehr hoch. Die Verbraucherpreise insgesamt legten nur um 1,5 Prozent zu.

 

Trotz mancher durch einen harten Wettbewerb resultierenden Widrigkeiten ist die Branche zuversichtlich. Dazu trägt auch die gestiegene Konsumlaune der Bürger bei. Für hochwertige Nahrungsmittel greifen die Verbraucher gerne tiefer in die Tasche. So rechnet Minhoff in diesem Jahr mit einem Umsatzplus von bis zu vier Prozent. Die Grüne Woche will die Industrie auch zur Imagepflege nutzen. Die anhaltende Kritik an der Massenproduktion sowohl in den Fabriken als auch in den Ställen ärgert die Veranstalter der Leistungsschau. „Es braucht mehr Wertschätzung für die Leistungen der Ernährungsindustrie“, fordert Minhoff.

 

Der Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV), Joachim Rukwied, geht noch weiter. Die Landwirte hätten Diffamierungen durch bestimmte Gruppen satt, mit denen nun nicht mehr geredet werde. Vor allem die Kritik an der Massentierhaltung halten die Bauern für ungerecht. „Die gibt es in Deutschland nicht“, behauptet Rukwied. Doch selbst Landwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich hat an der Verträglichkeit der Aufzucht von Rindern, Schweinen oder Geflügel seine Zweifel. Die Haltungsbedingungen müssten insgesamt weiter verbessert werden, verlangt der CSU-Politiker.

 

Dazu soll das vor einem Jahr eingeführte Tierschutzlabel beitragen. Die vom Tierschutzbund entwickelte Kennzeichnung soll nun weiter entwickelt werden. Friedrich will das Label europaweit durchsetzen. Das Thema wird von den Konsumenten als wichtig angesehen. Das ergab eine Studie des Ministeriums. Fast jeder zweite Verbraucher nannte den Tierschutz als bedeutendes Kriterium bei der Kaufentscheidung. Bislang kann der Kunde anhand des Verpackungsaufdrucks nur bei einem Teil des Schweine- und Hühnerfleisches erkennen, ob sich der Produzent um hohe Standards bei der Aufzucht hält. Doch mittlerweile beteiligen sich auch erste Premiumbetriebe der Schweinezüchter an der Kennzeichnung. „Das macht Mut“, findet der Chef des Tierschutzbundes, Thomas Schröder.

 

An großen strittigen Themen mangelt es der Grünen Woche in diesem Jahr. Das kann den Landwirten nur recht sein, zumal sie wirtschaftlich weiterhin optimistisch in der Zukunft schauen. Daran wird auch die Kritik des Umweltbundesamtes und des Bundesverbands der Verbraucherzentralen kaum etwas ändern, die gemeinsam einen pfleglichen Umgang der Bauern mit der Natur anmahnen. „Es ist Zeit zu handeln“, stellt vzbv-Chef Holger Krawinkel fest. Die Stickstoffbelastung durch Düngemittel müsse verringert, Lebensmittelabfälle vermieden werden. Außerdem sprechen sich beide Einrichtungen für eine umweltfreudlichere Tierhaltung und einen bewussteren Fleischkonsum aus. Sonst, so befürchtet Krawinkel, müssen die Verbraucher am Ende für den verschwenderischen Umgang mit den Ressourcen bezahlen.

 

Die weltgrößte Leistungsschau der Ernährungswirtschaft beginnt an diesem Freitag und dauert bis zum 26. Januar. Geöffnet ist täglich von 10 bis 18 Uhr, an den Wochenenden bis 20 Uhr. Die Tageskarte kostet 13 Euro. In diesem Jahr haben sich 1.650 Aussteller aus 70 Ländern angemeldet. 72 Landwirtschaftsminister treffen zu einer Konferenz zusammen. Die Veranstalter erwarten rund 400.000 Besucher, die sich 100.000 Spezialitäten aus allen Regionen der Welt schmecken lassen können.

 

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