Lieber Arbeit als Langeweile

Rente mit 67 - Pro von Hannes Koch

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Von Hannes Koch

11. Aug. 2010 –

Daran, dass die Deutschen bald länger arbeiten, führt kein Weg vorbei. Die Rente mit 67 oder gar mit 70 wird in einigen Jahrzehnten völlig normal sein und niemanden mehr aufregen. Denn die Entwicklung läuft in diese Richtung: Die Menschen werden älter und nehmen länger als früher die Rentenkasse in Anspruch. Deshalb erscheint es nur plausibel, wenn wir auch einige Jahre mehr arbeiten. Andere Staaten wie Dänemark oder Finnland führen bereits vor, dass dies möglich ist.

 

Damit die Verlängerung der Lebensarbeitszeit aber sozial verträglich gestaltet wird, muss die Politik die Probleme derjenigen berücksichtigen, die harte Jobs erledigen. Weil ihr strapazierter Körper nicht mehr mitmacht, schaffen es Handwerker, Bauarbeiter oder Krankenpflegerinnen oft nicht, bis 65 oder 67 zu arbeiten. Diese Beschäftigten sollten die Möglichkeit bekommen, rechtzeitig auf Tätigkeiten umzuschulen, die weniger anstrengend sind.

 

Wenn das gelingt, gibt es keinen Anlass, das Grundprinzip der Rente mit 67 zu ändern: Wer die Lohnarbeit zu diesem Zeitpunkt beendet, erhält die volle Alterssicherung. Wer früher geht, kann das tun, muss aber Abschläge in Kauf nehmen. Diese Regelung setzt natürlich die Beschäftigten unter Druck, tatsächlich länger zu arbeiten. Aber sie dürfte auch zu einem Umdenken in den Unternehmen beitragen. Ältere werden in einigen Jahrzehnten viel bessere Berufsmöglichkeiten erhalten als heute - auch wegen des relativen Mangels an gut ausgebildeten Fachkräften angesichts der schrumpfenden Bevölkerung.

 

Abgesehen von den Notwendigkeiten der Ökonomie und Demografie kann es aber auch eine Freude sein, länger zu arbeiten. Denn an bezahlter Tätigkeit hängt in unserer Gesellschaft Lebensinn und Bestätigung. Wer mit 70 noch arbeiten und Geld verdienen kann, mag dies durchaus als Bereicherung empfinden. Jahrelang den Schrebergarten zu pflegen, wird irgendwann langweilig.

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