Lob für Altmaiers Stromnetz-Idee
Firmen und Umweltverband finden den Plan erwägenswert, Bürger an Stromleitungen zu beteiligen
01. Okt. 2012 –
Mit seiner neuesten Idee kann Bundesumweltminister Peter Altmaier punkten. Via Interview schlug er am Wochenende vor, die Bürger an Ausbau und Gewinn des Stromnetzes zu beteiligen. Die Netzunternehmen Tennet und Amprion, sowie der Umweltverband BUND begrüßten die Anregung grundsätzlich, wenn auch vorsichtig.
Altmaier (CDU) regte an, dass Bürger eigenes Kapital in neue Stromtrassen investieren. Sie könnten beispielsweise Anteilscheine von 500 Euro pro Stück erwerben und dafür eine Rendite von fünf Prozent erhalten – ein lohnendes Investment. Mit einem konkreten Modell für die Beteiligung kann das Ministerium aber noch nicht aufwarten, sagte ein Sprecher am Montag. Wird der Plan irgendwann umgesetzt, würden Netzbetreiber einerseits Kapital erhalten, das ihnen mitunter fehlt. Andererseits mag die finanzielle Beteiligung dazu führen, dass die Akzeptanz für den Bau neuer Stromleitungen in der Bevölkerung steigt.
Unter anderem vier neue Höchstspannungsleitungen werden möglicherweise in den kommenden Jahrzehnten von Nordeutschland nach Bayern und Baden-Württemberg errichtet. Sie sollen den Windstrom vom Meer in die Industriegebiete führen.
Der Netzbetreiber Tennet arbeitet bereits an einem ersten Beteiligungsmodell in Schleswig-Holstein, sagte eine Sprecherin. Bislang handelt es sich jedoch nur um Vorüberlegungen in Zusammenarbeit mit der Arge Netz, einer Organisation von Ökoenergiefirmen. Ziel ist es, den Bau einer Stromleitung an der Westküste des Bundeslandes unter Beteiligung interessierter Bürger voranzubringen.
Bei der Netzfirma Amprion in Dortmund hieß es, der Gedanke der finanziellen Bürgerbeteiligung sei grundsätzlich richtig. Dazu, ob das Unternehmen bereit wäre, Rendite an neue private Gesellschafter abzutreten, wollte sich der Sprecher nicht äußern.
Energieexperte Thorben Becker vom Umweltverband BUND sagte, Bürger, die an den neuen Trassen wohnen, würden sich mit dem Bau eventuell eher einverstanden erklären, wenn sie dadurch auch Geld verdienten. Bundesweit versuchen mittlerweile zahlreiche Initiativen, Stromleitungen durch Genossenschaften und andere Bürger-Firmen zu übernehmen.