Männer leiden nach Prostata-OP

Eingriffe an der Prostata führen oftmals zu Komplikationen/ Experten: Abwarten statt operieren kann besser sein

Teilen!

24. Jul. 2012 –

Nach einer Prostatakrebs-Operation leiden Männer häufig unter Spätfolgen – trotz der Zunahme von schonenden Behandlungsmethoden. 70 Prozent der Betroffenen klagen über Impotenz, knapp 16 Prozent über Harninkontinenz. Das geht aus dem Krankenhausreport 2012 der Barmer GEK hervor, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.

 

Nach dem Hautkrebs ist Prostatakrebs die häufigste Krebserkrankung unter Männern. Wird ein Klinikaufenthalt notwendig, zieht dieser in jedem zweiten Fall die Entfernung der Prostata nach sich. Gefäß- und nervenerhaltende Operationen gewinnen allerdings immer mehr an Bedeutung. Aktuell stellen sie einen Anteil von 55 Prozent. 2005 waren es noch 30 Prozent.

 

„Hier kommt der medizinische Fortschritt an“, sagte Rolf-Ulrich Schlenker, Barmer GEK-Vizechef. Gleichzeitig bleibe aber weiterhin fraglich, ob die gravierenden Neben- und Folgewirkungen eines operativen Eingriffs oder einer Bestrahlung nicht mehr Männern erspart bleiben könnten. Jeder fünfte Mann berichtet dem Report zufolge über Komplikationen im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Krankenhausaufenthalt. Am häufigsten treten starke Blutungen auf.

 

825 Männer zwischen 40 und 75 Jahren standen den Wissenschaftlern für ihre Studie Rede und Antwort – und zwar ein Jahr nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. 40 Prozent gaben an, mit dem Behandlungsergebnis nur eingeschränkt zufrieden zu sein. Sieben Prozent waren unzufrieden.

Urologen raten zu schnell zur OP,

meinte Studienautorin Eva Maria Bitzer vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG). Die Behandlung müsse nicht immer gleich Operation, Bestrahlung oder Medikamente bedeuten. Arzt und Patient sollten – wenn geeignet – auch eine Überwachung und langfristige Beobachtung in Erwägung ziehen.

 

Rund 83.000 Prostatakrebsfälle wurden 2011 in Deutschlands Kliniken gezählt. Zwischen 1994 und 2010 stieg die Zahl der Krankenhausbehandlungen eines Prostatatumors laut Report um rund 40 Prozent. Das sei jedoch allein der demografischen Entwicklung und der immer älter werdenden Bevölkerung geschuldet, erklärte Barmer GEK-Vizechef Schlenker. Im Vergleich zu den USA, in denen etwa genauso viele Prostatakrebsfälle stationär behandelt werden, bewegten sich die deutschen Fallzahlen „auf hohem Niveau“.  

 

Vor dem 40. Lebensjahr tritt Prostatakrebs praktisch nicht auf. Es handelt sich um eine Erkrankung älterer Männer. „Mit einem Krebs der Prostata kann man alt werden“, so Studienautorin Bitzer. „Die meisten Patienten, sterben nicht an der Erkrankung, sondern an etwas anderem.“

 

Rund 364 Millionen Euro haben die gesetzlichen Krankenversicherer im vergangenen Jahr für die stationäre Versorgung von Prostatakrebs-Patienten ausgegeben. Pro Kopf lagen die Behandlungskosten im Schnitt bei etwa 5.900 Euro.

 

« Zurück | Nachrichten »