Magie bei der Bahn

Kommentar zur Bahn-Schlichtung von Hannes Koch

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Von Hannes Koch

01. Jul. 2015 –

Die erfolgreiche Streitschlichtung zwischen der Gewerkschaft der Lokführer und der Deutschen Bahn zeigt, wozu intelligente Menschen in der Lage sind, wenn sie nur wollen. Mit diesem Kompromiss ist allen gedient. Bürger, Bahnkunden und Unternehmen bleiben von weiteren lästigen und teuren Streiks verschont. Die Lokführer-Gewerkschaft GDL kann sagen, sie hätte einen eigenständigen Tarifvertrag auch für die Schaffner und das Servicepersonal erreicht. Und die Bahn AG ist zufrieden, weil sie nicht einem Lokführer mehr bezahlen muss als einem anderen, nur weil beide verschiedenen Gewerkschaften angehören.

 

Das klingt wie Zauberei. Ist es in gewisser Weise auch. Die beiden Schlichter Bodo Ramelow und Matthias Platzeck haben den ursprünglichen Konflikt mit einer neuen Idee umgangen. Diese kluge Lösung besteht in der verpflichtenden Schlichtung bis 2020. Will die Gewerkschaft etwas durchsetzen, das dem Bahn-Vorstand partout nicht passt, werden beide Seiten an den Verhandlungstisch gezwungen. Dort ist es sehr viel leichter, eine Übereinkunft zu finden. Schon in der jetzt erfolgreichen Schlichtung ist es den Konfliktparteien gelungen, sich auf Löhne und Arbeitszeiten zu einigen, die unabhängig von Gewerkschaftszugehörigkeit gelten.

 

Der eigentliche Dissens ist damit zwar nicht beseitigt. Ramelow, Platzeck, GDL-Chef Claus Weselsky und Bahn-Vorstand Ulrich Weber haben ihn jedoch einige Jahre in die Zukunft verschoben. Nach 2020 wird das Thema möglicherweise wieder virulent. Aber das ist weit weg. Auch die politische Lage kann dann eine völlig andere sein. Bis dahin werden die Züge wohl nicht mehr stehenbleiben – jedenfalls nicht wegen Streiks.

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