Mehr Arbeit, mehr Zufriedenheit
Deutsche lassen das Tal der kollektiven Depression hinter sich. Sie sind so zufrieden wie zuletzt vor fast 30 Jahren.
18. Nov. 2013 –
In diesem Jahr fühlen sich die Deutschen so zufrieden, wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Das kollektive Stimmungsbarometer erreicht gerade ähnliche Werte wie in den ersten Jahren der Regierung Kanzler Helmut Kohls. Dies ist hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) errechnet.
Die Daten stammen aus dem Sozioökonomischen Panel, einer Langzeituntersuchung mit 15.000 deutschen Haushalten, die das DIW seit 1983 durchführt. Soziologe Jürgen Schupp, der Leiter der Studie führt die Stimmungsschwankungen vornehmlich auf die Situation am Arbeitsmarkt zurück. Steigt die Gefahr, den Arbeitsplatz zu verlieren, sinkt die allgemeine Lebenszufriedenheit. Umgekehrt erholt sich wieder, wenn die Arbeitslosigkeit deutlich zurückgeht – wie seit einigen Jahren.
„Die Menschen leiden nicht so sehr unter fehlendem Einkommen, sondern eher unter dem Verlust des Arbeitsplatzes und der Entwurzelung aus einem sozialen Kontext, der ihnen wichtig ist“, sagt Schupp.
In den ersten Ergebnissen der Untersuchung im Jahr 1984 lag die durchschnittliche Zufriedenheit der Deutschen bei 7,5 Punkten auf einer Skala, die bis zehn reicht. Bis zur Wiedervereinigung sank die Kurve ab, stieg um den Fall der Mauer herum etwas an, und ging dann weiter in den Keller bis Ende der 1990er Jahre. In diesen Jahren verfestigte sich die Massenarbeitslosigkeit.
Mit dem Wirtschaftsboom um das Jahr 2000 gab es eine kurze Erholung, auf die aber ein umso tieferer Absturz folgte. Der Tiefstwert der bisherigen Erhebung wurde 2004 mit 6,9 Punkten erreicht. Viele Deutsche waren tief verunsichert und unzufrieden, weil zeitweise fünf Millionen Menschen erwerbslos waren. In diese Zeit fielen auch die Sozialreformen der Agenda 2010. Hartz IV wurde erfunden.
Seit 2004 geht es mit Unterbrechungen wieder aufwärts. Daran konnte auch die Finanzkrise nichts ändern. In der augenblicklich relativ hohen Zufriedenheit der Deutschen spiegelt sich die derzeit niedrige Arbeitslosigkeit. Nur noch 2,8 Millionen Erwerbspersonen suchen eine Stelle. Umgekehrt haben 42 Millionen Beschäftigte eine Arbeit – so viele wie noch nie seit der Wiedervereinigung.