Mehr Müll für die gelbe Tonne

Umweltminister Altmaier will 2013 eine neue Wertstofftonne für Privathaushalte einführen

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Von Hannes Koch

18. Jul. 2012 –

Satiriker sagen, die Deutschen seien vom Mülltrennen geradezu besessen. Nun treibt CDU-Umweltminister Peter Altmaier die Bürger zu neuen Höchstleistungen. Künftig sollen sie mehr Material in die Gelben Tonnen werfen, die heute nur alten Verpackungen vorbehalten sind. Ein entsprechendes Gesetz solle noch in dieser Legislaturperiode fertig werden, sagte Altmaier am Mittwoch.

Was darf heute in die Gelbe Tonne?
In den Tonnen und gelben Säcken sammelt das Duale System Leichtverpackungen aus Kunststoff (z.B. Käsefolien, Joghurtbecher), aus Metall (z.B. Weißblechdosen) und aus Verbundmaterialien (z.B. Milch-Tetrapaks).

Was soll ab 2013 in die Wertstofftonne?
Wie bisher alle Leichtverpackungen, zusätzlich aber auch „stoffgleiche Nichtverpackungsabfälle“. Das sind unter anderem Metallreste, Autofelgen, Metallmöbel, Töpfe, Nägel, Kunststoffspielzeug, Plastikstühle.

Was kommt nicht in die Wertstofftonne?
Holz, Textilien, Elektrogeräte, Handys, Batterien, Chemikalien, Papier, Glas, Biomüll und Restmüll.

Was passiert mit Elektroschrott und Handys?
Kommunale Entsorger sammeln heute teilweise auch Elektroschrott in Wertstofftonnen. Viele Experten sagen aber, dass Joghurtbecher und Computer getrennt erfasst werden sollten, weil sonst die Sortierung zu aufwendig sei. Elektroschrott muss man gegenwärtig und künftig zu den kommunalen Recyclinghöfen bringen. Für Mobiltelefone will Umweltminister Altmaier bald ein besseres System vorschlagen.

Wer ist für das neue System verantwortlich?
Heute sammeln und verwerten zwei Gruppen von Unternehmen den Müll - einerseits die öffentlichen Firmen der Kommunen, andererseits die privaten Entsorgungsbetriebe, die unter anderem das Duale System tragen. Wer künftig Herr über die Wertstofftonnen sein wird, hat Altmaier noch offengelassen. Er stellt sich Wettbewerb und Mischlösungen bei der neuen Kunststoffsammlung vor. Dann könnten auch öffentliche Modelle wie die orangene Wertstofftonne der Berliner BSR weiterexistieren. Den Privaten geht so möglicherweise ein Teil des Reyclinggeschäfts verloren.

Warum schlägt Altmaier kein eigenes Modell vor?
Nach eigenem Bekunden will der Umweltminister erst einmal eine Debatte mit den Firmen, Verbänden und Bundesländern führen. Indem er die zu schnelle Festlegung vermeidet, versucht er eine Blockade und ein kompliziertes Vermittlungsverfahren zwischen Bundestag und Bundesrat wie beim Kreislaufwirtschaftsgesetz zu verhindern. Ab Anfang August soll sein Haus außerdem einen Dialog mit den Bürgern organisieren.

Wer bezahlt für die neue Sammlung?
Auch das ist ungeklärt. Die neue Kunststoff- und Metallsammlung erfasst mehr Materialien als heute, die sich größenteils nicht gewinnbringend verwerten lassen. Altmaier überlegt deshalb, die Produktverantwortung der Hersteller auszudehnen. Das könnte bedeuten, dass beispielsweise Produzenten von Kinderspielzeug Gebühren an die Entsorger zahlen müssten, um sich an deren Recyclingkosten zu beteiligen. Eine solche Regelung gilt heute im Rahmen des Dualen Systems schon für die Verpackungshersteller.

Was bedeutet das für Konsumenten und Haushalte?
Wenn die Produzenten von Kunststoff- und Metallprodukten zusätzliche Müllgebühren entrichten müssten, würden dadurch die Verbraucherpreise in den Geschäften steigen. Die Auswirkung für die Müllgebühren der Privathaushalte hängt vom jeweiligen Organisationsmodell ab und lässt sich heute schwer prognostizieren.

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