Mehr Verkehr trotz sinkender Bevölkerungszahl

Bundesregierung legt Verkehrsprognose für das Jahr 2030 vor. Es wird noch enger auf Straßen und Schienenwegen.

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Von Wolfgang Mulke

11. Jun. 2014 –

Der Verkehr in Deutschland nimmt trotz sinkender Bevölkerungszahl weiter stark zu. Das geht aus der jüngsten Prognose der Bundesregierung hervor, die bis in das Jahr 2030 reicht. Danach steigt der Autoverkehr bis dahin noch einmal um zehn Prozent an, obwohl die Einwohnerzahl um zwei Millionen zurückgeht. Laut Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) ist dies eine Folge der Alterung. Ältere Menschen nutzen nach wie vor gerne den Pkw und sind viel mobiler als vorangegangene Generationen.

 

Von Zuwächsen können auch die anderen Verkehrsträger ausgehen. Für die Passagierluftfahrt erwarten Dobrindts Fachleute sogar ein Plus von 65 Prozent, für die Bahn immerhin noch von 19 Prozent. Noch deutlich stärker nimmt der Güterverkehr zu. Hier liegt die Bahn mit einem Zuwachs von 43 Prozent vor dem Lkw mit 39 Prozent. An Bedeutung gewinnt hier der Transitverkehr durch Deutschland, der sich aufgrund des immer internationaler organisierten Handels um gut die Hälfte erhöhen wird.

 

Regional entwickeln sich die Verkehrsströme sehr unterschiedlich. Besonders stark belastet werden die Verkehrswege vor allem im Süden und Norden Deutschlands sowie rund um Leipzig, Dresden und Berlin. In manchen Gebieten, vor allem in den neuen Ländern, wird das Verkehrsaufkommen dagegen sogar sinken.

 

Eine positive Nachricht hat Dobrindt auch parat. „Trotz des stark wachsenden Verkehrs gehen die CO2-Emissionen um 26 Prozent zurück“, versichert der Minister. Dafür sorgen effizientere Antriebe. Sorge bereitet dem Politiker jedoch die Infrastruktur. Mit den vorhandenen Geldern sei der Zuwachs nicht finanzierbar. So sucht Dobrindt nach neuen Wegen zu Investitionen in den Bau und Erhalt von Straßen, Schienenwegen und Wasserstraßen.

 

Das Verkehrsministerium sucht zum Beispiel nach neuen Projekten, die als Öffentlich-Private-Partnerschaft (ÖPP) gestartet werden könnten. Außerdem soll die Lkw-Maut auf Bundesstraßen ausgeweitet werden. Auch so lassen sich Einnahmen für den Straßenbau gewinnen. Unerwähnt ließ der Minister bei der Vorstellung der Prognose die von ihm geplante Maut für Pkw. Dabei will er noch vor der Sommerpause einen ausgearbeiteten Vorschlag dazu präsentieren. Die Kernpunkte sind bekannt. Wer auf deutschen Autobahnen fahren will, muss ab 2016 eine Vignette kaufen, die für das ganze Jahr etwa 100 Euro kosten soll. Dann müssten auch Transitreisende aus dem Ausland für die Fahrt bezahlen. Damit deutsche Autofahrer nicht mehr belastet werden, werden sie an anderer Stelle entlastet. Wie das im Detail aussehen wird, ist noch ein vom Minister gut gehütetes Geheimnis.

 

Eine detaillierte, regionale Auswertung der Daten zur Verkehrsentwicklung will das Ministerium im Herbst vorlegen. Die Prognose dient anschließend als Basis für den Verkehrswegeplan des Bundes, der im kommenden Jahr neu erarbeitet wird. Darin werden die verschiedenen Verkehrsprojekte, von der Ortsumgehung bis zum Autobahnbau einer Kosten-Nutzen-Betrachtung unterzogen. Die Länder haben rund 2.000 Projekte angemeldet. Die wichtigsten Vorhaben haben eine Chance auf Umsetzung. Denn für alle fehlt das Geld.

 

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