• Medienpsychologe Roland Mangold
    Bild: PR

„Menschen haben ein Bedürfnis zu kommunizieren“

Immer mehr Unternehmen legen sich auf Facebook ein Profil an. Firmenkollegen verabreden sich über MeinVZ zum Sonntagsbrunch. Und Studienabgänger suchen über Xing eine passende Stelle. Verändern soziale Netzwerke also unsere Arbeitswelt? Die Antwort hat Me

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11. Nov. 2010 –

Mandy Kunstmann: Herr Mangold, verändern soziale Netzwerke wie Facebook, Xing oder MeinVZ die Arbeitswelt?

 

Roland Mangold: Neue Medien haben schon immer die Arbeitswelt verändert. Durch Emails zum Beispiel, sind die Hierarchien in den Unternehmen flacher geworden. Soziale Netzwerke sind die direkte Fortsetzung von Emails. Auch Facebook oder Xing bewirken, dass die Hierarchien flacher werden.

 

Kunstmann: Haben Sie dafür ein Beispiel?

 

Mangold: Früher hätten meine Studenten für einen Termin in meiner Sprechstunde im Sekretariat angerufen. Heute schreiben Sie mich direkt per Email an. Bei den Netzwerken ist das auch so: Man kommuniziert direkt miteinander.

 

Kunstmann: Also verändern soziale Netzwerke die Kommunikation in Unternehmen.

 

Mangold: Ja, aber viel mehr auch nicht. Eine Revolution der Arbeitswelt durch soziale Netzwerke würde ich nicht erwarten. Die Menschen haben ein Bedürfnis zu kommunizieren. Und das verwirklichen sie mit Facebook und Co.

 

Kunstmann: Nutzen ältere Menschen soziale Netzwerke anders als jüngere?

 

Mangold: Wir beobachten da schon einen Alterseffekt. Die Jüngeren nutzen Facebook oder StudiVZ, um mit anderen zu plaudern und, um einfach Spaß zu haben. Sie verabreden sich auch über die Plattformen: Wohin es zur Disko geht, wird über das Internet ausgemacht. Ältere nutzen soziale Netzwerke, um sich zu informieren. Sie unterhalten sich, aber sie plaudern nicht einfach nur so.

 

Kunstmann: Unternehmen haben häufig ihre eigenen Netzwerke. Was unterscheidet ein solches von MeinVZ, Xing oder StayFriends?

 

Mangold: Ein Unternehmensnetzwerk ist speziell auf die Organisation abgestimmt. Zum Beispiel können dort Dokumente oder Online-Lehrgänge bereit gestellt sein. Mitarbeiter können das so genannte Intranet auch als Kommunikationsinstrument nutzen und sich zum Beispiel an Foren beteiligen.

 

Kunstmann: Könnte ein Unternehmen nicht einfach Facebook als Firmennetzwerk nutzen?

 

Mangold: Das wäre nicht sinnvoll, weil Facebook nicht auf das Unternehmen zugeschnitten ist. Darüber hinaus dürfte es auch Probleme mit dem Datenschutz geben. Manch eine Firma überlegt jedoch, ein Profil bei Facebook einzurichten, um so im Internet aufzutreten. Das ist aber ein Mittel zur externen und nicht zur internen Kommunikation. 

 

Kunstmann: ... was dem Unternehmen neue Kunden oder Käufer bringt.

 

Mangold: Neue Kunden oder neue Fans bringt ein solcher Internetauftritt selten. Eine Seite auf Facebook ist eher Mittel zur Kundenbindung, nicht zur Kundengewinnung.

 

Kunstmann: Wenn mein Chef oder ein Kollege mit mir auf Facebook oder MainVZ befreundet sein möchte und ich das nicht will: Wie verhalte ich da mich am besten? 

 

Mangold: Man verhält sich genauso, wie wenn einem auf einer Betriebsfeier das „Du“ angeboten wird und man es nicht mag: Höflich sein, einen guten Grund nennen, warum man das Angebot nicht annimmt und ablehnen. Wer sich so verhält, beweist soziale Medienkompetenz. Die sollte übrigens jeder mitbringen.

 

Kunstmann: Was gehört noch zur sozialen Medienkompetenz?

 

Mangold: In einer Email lautet die korrekte Anrede zum Beispiel „Sehr geehrter Herr Meier“ oder „Hallo Herr Meier“ aber auf keinen Fall einfach nur „Hallo“.

 

Kunstmann: Und wo kann man soziale Medienkompetenz lernen?

 

Mangold: Geben Sie einfach „Netiquette“ in der Online-Suchmaschine ein. So heißen die Benimmregeln im Netz.

 

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