Milliarden für neue Brücken, Weichen und Stellwerke

Sanierungsprogramm für die Schiene läuft auf Hochtouren. Fahrgäste müssen vielerorts mit längeren Fahrzeiten rechnen

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Von Wolfgang Mulke

01. Feb. 2016 –

Das milliardenschwere Instandhaltungsprogramm für die Schienenwege geht in diesem Jahr in die nächste Runde. 5,5 Milliarden Euro stehen 2016 für neue Anlagen bereit. Insgesamt sieht eine Vereinbarung zwischen Bahn und Bund bis zum Ende des Jahrzehnts Ausgaben von 28 Milliarden Euro für die Sanierung des vielfach maroden Netzes vor. „Wir wollen die Verfügbarkeit deutlich erhöhen“, sagt der zuständige Netzvorstand der Bahn, Roland Bosch.

 

In diesem Jahr will die Bahn sich auf bundesweit acht Trassen konzentrieren. Dabei handelt es sich um die Strecken Hamburg-Göttingen, Bremen-Münster, Berlin-Elsterwerda, Köln-Hagen, Frankfurt-Stuttgart, Ulm-Augsburg, Saalfeld-Nürnberg sowie München-Salzburg. Der Umfang der Arbeiten fällt unterschiedlich aus. So wird die Strecke von Saalfeld nach Nürnberg komplett erneuert und dafür mehr als ein halbes Jahr lang gesperrt. Die Alternative dazu wären acht Jahre lang Bauarbeiten bei laufendem Betrieb, erläutert Thomas Schaffer, der ebenfalls im Netzvorstand sitzt. Eng wird es zwischen Frankfurt und Mannheim. Dort läuft der Zugverkehr im Hochsommer nur noch eingleisig.

 

„Bauen bedeutet eine Einschränkung der Kapazität“, entschuldigt Schaffer jetzt schon die anstehenden Nachteile für die Reisenden. Je nach Region fallen Nahverkehrszüge ganz aus, brauchen Züge länger oder fahren auf anderen Strecken zu ihrem Ziel. In Spitzenzeiten laufen die Arbeiten gleichzeitig auf 850 Baustellen. Das Pensum ist beträchtlich. In diesem Jahr werden 3.200 Kilometer Schiene, 2.000 Weichen, 2,9 Millionen Schwellen und vier Millionen Tonnen Schotter, erneuert oder instandgehalten. Dazu kommt noch die Sanierung von 150 Brücken.

 

Durch eine bessere Koordination der einzelnen Projekte sollen die Kapazitätsengpässe bei größerer Bauleistung reduziert werden. Im Sommer will die Bahn zudem ein neues Onlineportal eröffnen, auf dem sich Reisende in Echtzeit über Störungen im Zugverkehr und Ausweichmöglichkeiten informieren können. „Man sieht sofort: wo gibt es Stötungen und wie kann ich mich darauf einstellen“, verspricht Netzvorstand Thomas Schaffer.

 

In den vergangenen Jahren musste sich der Konzern immer wieder Kritik gefallen lassen, weil es ihm nicht gelang, die bereitgestellten öffentlichen Gelder auch binnen Jahresfrist auszugeben. Die Planung hat das Unternehmen nun besser im Griff. „2015 wurden die Mittel bis zum letzten Euro verbaut“, sagt Bosch. Auch bewegen sich Bosch zufolge die Ausgaben im geplanten Rahmen. Zwar sei ein Anstieg der Kosten für reine Bauleistungen zu beobachten. Doch dies werde durch geringere Aufwendungen bei anderen Leistungen wie der Digitalisierung der Stellwerke wieder ausgeglichen. Gerade bei der technischen Ausstattung spielen Anbieter aus dem Ausland, zunehmend auch aus China, eine immer größere Rolle.

 

Ein weiteres Problem hat laut Bosch ebenfalls an Brisanz verloren. Immer wieder wurde die Bahn bei Bauleistungen durch Korruption geschädigt. Der in den letzten Jahren verstärkt aufgenommene Kampf gegen bestechliche Firmen und Beschäftigte, der auch zu harten Strafen durch die Gerichte führt, zeigt Wirkung. „Die Unternehmen haben umgedacht“, umschreibt Bosch sich ändernde Kultur der Auftragsvergabe. Es wären keine wesentlichen Taten mehr aufgefallen.

 

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