Millionengeschenk für Fluggesellschaften zu Lasten der Verbraucher

Bald könnten drei von vier Passagieren bei Verspätungen leer ausgehen. Verbraucherministerium will Verschlechterung durch neue EU-Regel verhindern.

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Von Wolfgang Mulke

20. Mär. 2014 –

Die Bundesregierung will sich in Brüssel nun doch für gegen Pläne der EU-Kommission wenden, denen zufolge die meisten Passagiere bei Verspätungen nicht mehr entschädigt werden sollen. Die Kommission will die Schwelle dafür bei kurzen Strecken von drei auf fünf Stunden anheben. Bei Langstreckenflügen würde es erst ab zwölf Stunden ein Anrecht auf eine Entschädigung geben. Die schwarzgelbe Bundesregierung hatte das Vorhaben noch unterstützt. „Die Schwellen sind aus Verbrauchersicht nicht akzeptabel“, sagt eine Sprecherin des Bundesverbraucherministeriums jetzt. Dies habe Deutschland auch bei den Beratungen mit der EU deutlich gemacht.

 

Die Vorschläge der Kommission zielen auf eine erhebliche Entlastung der Airlines ab. Nach Berechnungen des Verbraucherportals Flightright müssten allein die deutschen Fluggesellschaften 384 Millionen Euro weniger an Entschädigungen aufbringen. Für die europäischen Luftfahrtunternehmen insgesamt beliefe sich die Entlastung auf 2,5 Milliarden Euro. Die Beratungen darüber sollen bis zum Sommer abgeschlossen werden. Entscheiden werden am Ende wohl die Regierungschefs der EU.

 

Die Grünen wollen die längere Zeitspanne für folgenlose Verspätungen verhindern. „Ich befürchte, dass die Fluglinien demnächst weniger investieren und es vermehrt zu Flugverspätungen kommt“, warnt der tourismuspolitische Sprecher der Partei, Markus Tressel. Denn der Anreiz zur Vermeidung von Verspätungen fiele weg. Nach Angaben von Flightright würden 72 Prozent der heute entstehenden Entschädigungsansprüche entfallen, wenn die Kommissionspläne umgesetzt werden würden. Momentan erhalten die Passagiere je nach Flugstrecke zwischen 250 Euro und 600 Euro.

 

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