Mobilisierung auf breiter Front
Bundesregierung startet Fachkräfteoffensive – und setzt dabei auf das Internet
05. Jun. 2012 –
Mit einer breit angelegten Internetkampagne wollen Bundesregierung und Bundesagentur für Arbeit (BA) dem Fachkräftemangel zu Leibe rücken. Ein Onlineportal soll ausländische Arbeitskräfte nach Deutschland locken. „Wir wollen für Deutschland als attraktiven Arbeitsstandort werben“, sagte Bundeswirtschaftsminister Phillip Rösler (FDP) bei der Vorstellung der Offensive am Dienstag in Berlin – kurz vor dem zweiten Fachkräftegipfel der Bundesregierung auf Schloss Meseberg.
Bereits 30 bis 40 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sagen derzeit, dass sie große oder mittlere Probleme damit haben, offene Stellen für Fachkräfte zu besetzen. Allein 205.000 Fachkräfte fehlen laut Institut der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) derzeit in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Berufen, dem so genannten MINT-Bereich.
Kernstück der Kampagne, die Wirtschaftsministerium, Arbeitsministerium und Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeinsam auf den Weg gebracht haben, sind die beiden Internetplattformen www.fachkraefte-offensive.de und www.make-it-in-germany.de.
Letztere Webseite wirbt um junge, gut qualifizierten Menschen aus dem Ausland. Hier finden sie etwa Informationen darüber, wie sie in Deutschland einen Job oder eine Wohnung finden. Mit „Germany is quality of life“ wirbt der Auftritt in großen Lettern: „Deutschland ist Lebensqualität“. „Wir wünschen uns viele weitere Fachkräfte, die sich zu uns auf den Weg machen“, so Wirtschaftsminister Rösler. Die Seite solle zeigen, dass gut qualifizierte Arbeitskräfte etwa aus Spanien, Italien oder Griechenland hierzulande willkommen seien.
Auf dem Internet-Portal www.fachkraefte-offensive.de finden Unternehmen und Fachkräfte aus dem Inland Unterstützung. Kleine und mittlere Firmen können beispielsweise in einem Online-Check herausfinden, ob sie für künftige Herausforderungen des Arbeitsmarktes gerüstet sind. Arbeitssuchende erfahren, wo sie ihren Wunsch-Arbeitsplatz finden.
„Wir müssen denjenigen eine Chance geben, die arbeiten wollen“, sagte Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Damit spielte die Ministerin auch darauf an, dass sie ebenso die Unternehmen in der Pflicht sieht. Die Firmen müssten beispielsweise die Vereinbarkeit von Beruf und Familie etwa durch flexible Arbeitszeitmodelle vorantreiben, um mehr Frauen eine Beschäftigung zu bieten.
Die Gewerkschaften sehen in der Fachkräfteoffensive nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Die Bundesregierung muss deutlich mehr Anstrengungen unternehmen, um die inländischen Fachkräftepotenziale zu heben“, sagte der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Michael Sommer. Ankündigungen reichten nicht, die Regierung und die Arbeitgeber müssten auch handeln. Es werde immer noch viel zu wenig getan für die Beschäftigung und Weiterbildung von jungen Menschen, Frauen, Migranten und älteren Beschäftigten