• Peter Hauk, Minister für Ernährung und Ländlichen Raum in Baden-Württemberg
    Bild: PR

Möglichst früh informieren

Peter Hauk ist Minister für Ernährung und Ländlichen Raum in Baden-Württemberg. In seinen Aufgabenbereich fällt auch der Verbraucherschutz. Im Gespräch erklärt der Diplom-Forstwirt wie das Land dabei hilft, den Nachwuchs fit für die Konsumwelt zu machen.

Teilen!

25. Sep. 2009 –

Mandy Kunstmann: Kinder sind gefragte Konsumenten, weil sie über eine große Kaufkraft verfügen. Wie erklärt der Vater Peter Hauk seinen Kindern die Fallstricke des Geschäftslebens?

 

Peter Hauk: Kinder sollten bereits so früh wie möglich über Themen informiert werden, die zum Alltag einer Familie gehören, zum Beispiel über Kaufverträge, Reklamationsmöglichkeiten, die Wahl des Internetproviders und des Energieanbieters. Wenn Kinder und Jugendliche Fragen in diesen Bereichen haben, dann sollten Eltern versuchen, diese nachvollziehbar und ehrlich zu beantworten und sie nicht mit der Floskel abspeisen, dass sie noch zu klein dafür seien. Wer später als Verbraucher verantwortungsvoll entscheiden soll, muss dies als Kind und Jugendlicher gelernt haben. Das war mir auch in der Erziehung meiner Kinder wichtig.

Kunstmann: Politiker sprechen gerne vom mündigen Verbraucher, der von klein auf den Umgang mit der komplexen Konsumwelt erlernen soll. Welche Aufgaben muss dabei die Schule übernehmen?

 

Hauk: In der Schule erreichen wir Kinder und Jugendliche unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, das ist ein großer Vorteil. Die Themen der Verbraucherbildung sind im Alltag der Jugendlichen präsent. Umgang mit Geld, Handyverträge, Internetabzocke, Werbestrategien, aber auch nachhaltiger Konsum stoßen auf Interesse und lassen sich sehr praxisnah im Unterricht umsetzen. In Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium und der Verbraucherkommission Baden-Württemberg starten wir gerade eine Fortbildungsoffensive für Lehrkräfte, damit Verbraucherbildung ein noch größeres Gewicht bekommt.

 

Kunstmann: Was können die Eltern leisten, die oft selbst überfordert sind?

 

Hauk: Kinder sollten bereits früh lernen, kritikfähig zu sein, und sich bei Fragen auch Hilfe von außen zu holen. Wir können nur immer wieder auf die vielen Möglichkeiten zur kostenlosen Information durch Verbraucherberatungsstellen und im Internet oder aber durch Schriftmaterial hinweisen. Anlaufstellen sind in vielen Fällen auch die Verbraucherzentralen, Landratsämter, Schuldnerberatungsstellen oder Volkshochschulen. Eltern sollten nicht aus falschem Stolz versuchen Antworten oder Lösungsvorschläge zu geben, wenn sie sich selbst nicht sicher sind. Vorbild ist in solchen Fällen, der fremde Hilfe nicht scheut.

 

Kunstmann: Warum gibt es kein eigenständiges Schulfach Verbraucherbildung, wie es in Schleswig Holstein eingeführt wurde?

 

Hauk: In Baden-Württemberg sind Verbraucherthemen integrativer Bestandteil vieler Fächer und Fächerverbünde. Auch für die Behandlung in fächerübergreifendem Unterricht eignen sich viele Inhalte. Die Umsetzung im Unterricht kann aber sicher in vielen Fällen noch deutlich verstärkt werden, um jungen Menschen Alltagskompetenz zu vermitteln. Dafür stellt das Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum in Kürze ganz neue Materialien als Hilfen zur Verfügung: "Money & Kids" zur Verbesserung der Finanzkompetenz schon in der Grundschule und "Konsumieren mit Köpfchen", eine umfangreiche Materialsammlung für die weiterführenden Schulen.

Kunstmann: Welche Hilfestellung gibt das Land den Eltern, die ihren Nachwuchs auf den Ernst des Lebens vorbereiten wollen?

 

Hauk: Wir unterstützen neutrale Beratungsinstitutionen und fördern Informationsmöglichkeiten im Internet. Die Fülle der Themen im gesundheitlichen, wirtschaftlichen und rechtlichen Verbraucherschutz spiegelt zum Beispiel das Verbraucher-Journal wider, das bei uns erhältlich ist. Darin sind konkrete Ansprechadressen und Hilfsangebote für Verbraucher aufgelistet, etwa bei Reklamationen von Lebensmitteln oder bei Anfragen zum Datenschutz. Auch im Internet können sich jung und alt auf unserem Verbraucherportal unter www.verbraucherportal-bw.de über Fragen des Verbraucherschutzes informieren. Die Verbraucherpolitik in Baden-Württemberg hat das Motto "Wir machen die Verbraucher stark!". Wir schaffen als Staat die Rahmenbedingungen und das Informationsangebot, nutzen müssen die Eltern und ihre Kinder dieses aber selbst.

 

Zur Person: Peter Hauk ist seit April 2005 Minister für Ernährung und Ländlichen Raum in der baden-württembergischen Landesregierung. Er ist 48 Jahre und Vater zweier Kinder.

 

 

 

 

« Zurück | Nachrichten »