Nachhaltigkeit ernst nehmen

Kommentar von Hannes Koch

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Von Hannes Koch

23. Nov. 2009 –

„Nachhaltigkeit“ ist ein Modewort. Von der eigentlichen Bedeutung haben die, die es verwenden, oft keine Ahnung. Ursprünglich sagt der Begriff: Jede Generation soll nur so viele Ressourcen verbrauchen, dass die nachfolgenden Generationen ihre legitimen Bedürfnisse nach Wohlstand und Lebensqualität ebenfalls noch befriedigen können. Daran hat der Nachhaltigkeitsrat die Bundesregierung am Montag zu Recht erinnert.


Denn bisher gibt es keinen Plan, wie Deutschland die Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes um 80 oder 90 Prozent bis 2050 bewerkstelligen soll. Dies wäre angezeigt, um einen deutschen Beitrag zur Verlangsamung des Klimawandels zu leisten. Vor allem existiert keine Antwort auf eine entscheidende Frage: Wie kommen wir mit weniger Wirtschaftswachstum aus? Denn das wird wahrscheinlich notwendig sein. Vermutlich wird es uns nicht gelingen, eine Wirtschaft ohne CO2-Ausstoß zu organisieren und gleichzeitig die bisherige Wachstumsmaschine mit der bislang üblichen Verdoppelung der Produktion in innerhalb von 30 Jahren aufrechtzuerhalten. Die Gefahr: Wenn es sehr viele spritsparende Autos gibt, verbrauchen diese möglicherweise mehr als die alte Armada der Spritfresser.


Niedrigere Wachstumsraten bei gleichzeitigem Anstieg der Kosten für Gesundheit, Alter und Pflege bedeuten aber: Irgendwie müssen wir uns beschränken – auch in unseren individuellen Bedürfnissen. Unser perpetuum mobile der Finanzierung dauernden Zuwachses für die Mehrheit aus dem selbstverständlichen Anstieg des Bruttoinlandprodukts wird nicht ewig funktionieren.


Das Verteilungsmodell der Zukunft könnte eher so aussehen: Der Kuchen wird nicht mehr größer. Will man ein zusätzliches Stück herausschneiden, müssen andere kleiner werden. Das bedeutet nicht automatisch Armut – wohl aber eine andere Definition von Lebensqualität. Nachhaltig zu leben könnte beispielsweise bedeuten, weniger mobil zu sein. Unsere Kinder reisen vielleicht mehr per Internet, während wir noch mit Auto und Flugzeug unterwegs waren.

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