Negativpreis in Davos für Shell
Für Ölbohrungen in der Arktis erhält der Konzern den Schmähpreis anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos. Weitere Auszeichnung für die Bank Goldman Sachs
24. Jan. 2013 –
Der Ölkonzern Shell und die Bank Goldman Sachs haben am Donnerstag den Schmähpreis „Public Eye Award“ erhalten. Die Negativauszeichnung für unverantwortliches Konzernverhalten verleihen Greenpeace Schweiz und die Erklärung von Bern alljährlich anlässlich des Managergipfels von Davos. Shell wurde ausgewählt wegen Ölbohrungen in der Arktis, Goldman Sachs wegen Finanzspekulationen unter anderem zulasten Griechenlands.
41.800 Bürger aus aller Welt beteiligten sich an der Abstimmung im Internet. 16.446 votierten für Shell, weshalb dieses Unternehmen den sogenannten Publikumspreis erhielt. Goldman Sachs bekam den Preis der Jury. Die den Auszeichnungen zugrundeliegenden Gutachten hatte das Institut für Wirtschaftsethik der Universität St. Gallen verfasst.
Shell werfen die Kritiker vor allem vor, dass das Unternehmen „besonders aggressiv und hochriskant nach fossilen Brennstoffen in der sensiblen Arktis“ sucht. „Dafür setzt Shell eines der letzten Naturparadiese der Erde auf´s Spiel und gefährdet den Lebensraum von vier Millionen Menschen und einer einzigartigen Tierwelt.“ Dieses Verhalten sei auch deshalb unverantwortlich, weil die zu erwartenden Ölvorräte unter dem Eis des Nordpols nur „drei Jahre“ reichen würden, sagen die Kritiker. Unlängst war ein Explorationsschiff von Shell bei Alaska auf Grund gelaufen, hatte aber keine Umweltverschmutzung verursacht.
Im Vorfeld der Preisverleihung erklärte Shell, dass das Unternehmen „die Einzigartigkeit und Bedeutung der Arktis“ respektiere, Bohrungen nach Öl und Gas im nördlichen Eismeer aber nicht „neu“ seien. Die Firma verfügt nach eigenen Angaben über die Erfahrung und das technische Knowhow, um die fossilen Rohstoffe „sicher und verantwortlich zu fördern“.
Gegenüber der Investmentbank Goldman Sachs, die ihre Zentrale in New York hat, erheben die Kritiker den Vorwurf, das Unternehmen habe unter anderem griechische Staatsanleihen gekauft, weiterveräußert und damit die bevorstehende Überschuldung des Mittelmeerlandes jahrelang verschleiert. Dies sei wider besseren Wissens geschehen. Goldman Sachs trage damit eine Mitverantwortung für den Beinahe-Staatsbankrott Griechenlands und die Euro-Krise, behaupten die Kritiker.
Weitere Unternehmen, die auf der Vorschlagsliste für die Preisverleihung standen, waren unter anderem die britische Sicherheitsfirma G4S, der indische Kohlekonzern Coalindia, der südafrikanische Bergbaukonzern Lonmin und Alstom aus Frankreich.