Neue Offenheit

Kommentar zum WEF in Davos von Hannes Koch

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Von Hannes Koch

30. Jan. 2010 –

Das diesjährige Weltwirtschaftsforum in Davos hat eine hoffnungsvolle Botschaft gesendet. Die alten Gräben existieren nicht mehr. Während in den vergangenen Jahrzehnten viele Konzernvorstände und Unternehmer reflexhaft gegen jeglichen Regulierungsversuch der Politik polemisierten, hat sich mittlerweile eine Mehrheit der Wirtschaftselite mit den staatlichen Eingriffen arrangiert. Diesen Wandel hat die Finanzkrise erzwungen. Zu offensichtlich ist es, dass das gesamte Finanzsystem zusammengebrochen wäre, wenn die Regierungen sich nicht mit hunderten Milliarden und neuen Regeln für die Märkte engagiert hätten.


Dass Vorstände großer Finanzkonzerne wie Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann vor allzu starker Regulierung durch die Regierungen warnen, ist dazu kein Widerspruch. Obwohl gerade hartgesottene Finanzlobbyisten wie Ackermann versuchen, die Reihen der großen Banken zu schließen und allzu forsche Regulierungen á la Obama abzuwehren, wissen sie doch, dass sie zum alten marktradikalen Zustand vor der Krise nicht zurückkehren können. Diese Ambivalenz spiegelt sich auch in den Äußerungen Ackermanns. Einerseits verlangt er, die Bankerschelte allmählich einzustellen, dann gibt er sich wieder konziliant, indem er etwa öffentlich akzeptiert, Banken dürften nicht so groß sein, dass sie den Staat erpressen könnten.


Der informelle Weltgipfel der Wirtschaftselite in den Schweizer Bergen, der am Sonntag endet, kann als Signal einer neuen Offenheit gelten. Viele Manager fragen sich inzwischen selbst, wie sie ihre Geschäftspolitik ändern und beispielsweise die Arbeitsverhältnisse der Beschäftigten sozialverträglicher gestalten können. Auch beginnen manche Vorstände, Vorschläge zu entwickeln, wie ein vernünftiger Rahmen für die Wirtschaft aussehen könnte. Das ist eine positive Entwicklung – damit besteht die Chance, dass eine vernünftige Mischung aus privaten und staatlichen Interessen entsteht.

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