Niedrige China-Löhne sind kommunales Thema

Landes- und Kommunalpolitiker sollen sich für bessere Arbeitsbedingungen in China engagieren, fordert das kirchliche Südwind-Institut. Kritik an adidas, Aldi und Metro

Teilen!

Von Hannes Koch

19. Aug. 2010 –

Schlechte Löhne, überlange Arbeitszeiten – so sehen häufig die Bedingungen für ArbeiterInnen aus, die in China im Auftrag deutscher Unternehmen produzieren. In einer neuen Studie erhebt das kirchlich orientierte Südwind-Institut deshalb nun die Forderung, dass sich deutsche Landes- und Kommunalpolitiker stärker um diese Missstände kümmern sollten. „Im Rahmen ihrer Partnerschaften mit China müssen Bundesländer und Kommunen die dortigen Arbeitsbedingungen thematisieren und ihren Einfluss besser nutzen“, sagt Ingeborg Wick vom Südwind- Institut.


Um dieses Ziel zu unterstützen, hat Südwind eine neue Studie veröffentlicht, die die Arbeitsbedingungen in den Zulieferfirmen deutscher Unternehmen in China analysiert. Für zwei Zulieferer, die in der Provinz Fujian für adidas Sportschuhe herstellen, beschreiben die Rechercheure beispielsweise zu niedrige Löhne und zu lange Arbeitszeiten.


So lägen die Durchschnittslöhne inklusive Überstunden bei 1.200 bis 1.500 Renmimibi pro Monat, was gegenwärtig 137 bis 171 Euro entspricht. Davon könnten die ArbeiterInnen, die häufig ihre Familien auf dem Land unterstützen müssten, kaum leben, kritisieren unabhängige chinesische Experten. Gegenüber dieser Zeitung weist eine adidas-Sprecherin daraufhin, dass man die Kritik überprüfe.


Ähnliche Vorwürfe erhebt Südwind in der Studie auch gegenüber der Discountkette Aldi und dem Handelskonzern Metro. Weil derartige Missstände, die die Unternehmen bestreiten, seit Jahren offenkundig sind, sucht Südwind aber nun einen neuen Weg, die Situation zu verbessern.


Ein hoffnungsvolles Beispiel für einen neuen politischen Ansatz glaubt Südwind-Expertin Wick in der Partnerschaft des Landes Rheinland-Pfalz und der chinesischen Provinz Fujian, sowie der Städte Frankfurt/ Main und Guangzhou (Kanton) gefunden zu haben. In beiden Fällen thematisierten deutsche Gewerkschafter und Bürgerrechtler die schlechten Zustände in den chinesischen Fabriken, reisten zu Recherchezwecken nach China und konfrontierten die deutschen Kommunal- und Landespolitiker mit ihren Erkenntnissen. Mit gewissem, wenn auch bescheidenem Erfolg: Das Thema findet nun immerhin Eingang in die Tagesordnungen der Partnerschaftsveranstaltungen. Dieser „erste Austausch“ zwischen Gewerkschaftern, Unternehmen und Politikern auf beiden Seiten, so Wick, könne die Basis darstellen, um später auch praktische Verbesserungen für die ArbeiterInnen zu erreichen.


www.suedwind-institut.de/downloads/2010-08-19_SW-Studie_Chinageschaefte-von-Metro-Aldi-und-Adidas.pdf.pdf

« Zurück | Nachrichten »