Nun arbeitet jeder auf eigene Rechnung

Die Steuer- und Abgabenlast ist in Deutschland weiter gestiegen / Steuerzahlerbund fordert härteren Sparkurs

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Von Wolfgang Mulke

09. Jul. 2012 –

Erst ab dieser Woche arbeiten die Beschäftigten in Deutschland für den eigenen Konsum. Bis zum letzten Wochenende gingen alle Einkünfte rechnerisch an den Staat. Am Sonntag, um 5:20 Uhr waren die Kassen des Fiskus und der Sozialkassen schließlich genügend aufgefüllt. „Die Steuerzahler mussten 2012 gut zwei Tage länger für den Staat arbeiten als im Vorjahr“, kritisiert der Präsident des Bundes der Steuerzahler (BdSt), Reiner Holznagel.


51,7 Prozent des Arbeitseinkommens müssen die Bundesbürger in diesem Jahr abführen. Von 100 Euro kassiert das Finanzamt 31 Euro. Weitere gut 20 Euro kosten die Beiträge zu den Sozialkassen. Den Hauptgrund für die steigende Abgabenlast sieht Holznagel in heimlichen Steuererhöhungen. Die Steuerlast steige durch die Progression im Einkommensteuertarif doppelt so stark an wie Löhne oder Gehälter. Auf acht Milliarden Euro schätzt der Verband die auf diese Weise zusätzlich eingetriebenen Steuergroschen. Der Staat müsse endlich das Versprechen einlösen, die so genannte kalte Progression abzubauen. Dieser Effekt ist dafür verantwortlich, dass steigende Einkommen zu einem großen Teil vom Finanzamt wieder genommen werden.


Im internationalen Vergleich steht Deutschland bei der Belastung der Bürger mit Abgaben mit an der Spitze. Bei einem Single, der inklusive der Arbeitgeberanteile am Lohn, laut Berechnung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Europa (OECD) knapp 66.000 Euro im Jahr kostet, behält netto nur wenig mehr als die Hälfte im Portemonnaie übrig. Nur Belgien verlangt mehr von den Alleinstehenden. Bei Familien mit einem Alleinverdiener sieht es besser aus. Hier gehen bei zwei Kindern nur 34 Prozent der Arbeitskosten für Steuern und Sozialabgaben drauf. Damit nimmt Deutschland Platz 13 unter den führenden Industrienationen ein. Bei Doppelverdienern mit zwei Kindern ist es der vierte Rang hinter Belgien, Frankreich und Italien.




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