Nur blöd?

Kommentar zu Schufa-Facebook

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Von Wolfgang Mulke

07. Jun. 2012 –

Da ist es wieder, das alte Image der Auskunftei Schufa als Datenkrake, die Kreditwünsche vereitelt und alle möglichen Informationen über die Menschen in diesem Land sammelt. Ein Bild von einem Unternehmen, das verantwortlich gemacht werden darf, wenn die Bank den Dispo verweigert oder die begehrte Wohnung an jemanden anderes vermietet wird.


Das Vertrauen, das sich das Unternehmen durch Transparenz und Offenheit in den letzten Jahren bei Verbraucher- und Datenschützern aufbauen konnte, ist mit einem Schlag dahin. Denn es besteht der Verdacht, dass die Schufa zusammen mit Forschern die Gewohnheiten und Vorlieben von Millionen Nutzern sozialer Netzwerke im Internet ausspionieren will. Es wäre ein starkes Stück, wenn aus der teils belanglosen Kommunikation im Netz Profile entstünden, die etwas über die Zahlungsfähigkeit der Gesprächspartner aussagen sollen.


Die Fakten sind in diesem Falle noch weit weniger dramatisch. Es soll geforscht werden, welcher Nutzen aus den öffentlich verfügbaren und freiwillig ins Netz gestellten Informationen gezogen werden kann. Dass der Vorstand nicht einmal den Verbraucherbeirat über das Vorhaben informiert hat, deutet in diesem Fall eher auf fehlende Sensibilität hin als auf böse Absicht. Aber war der Vorstand wirklich nur blöd? Oder hat sich das Unternehmen auf der Suche nach neuen Einkommensquellen gedanklich doch schon auf die andere Seite der Grenze des moralisch und ethisch Vertretbaren begeben? Das muss noch geklärt werden.


Aus dem Verhalten der Schufa lassen sich aber unabhängig von der Antwort Lehren ziehen. Es zeigt sich wieder einmal, dass vorhandene technische und rechtliche Möglichkeiten auch genutzt werden. Ethische Aspekte geraten in den Hintergrund, wenn gute Geschäfte locken. Die Gefahr steigt mit wachsendem wirtschaftliche Druck auf ein Unternehmen. So darf man getrost davon ausgehen, dass andere Firmen auch an Strategien arbeiten, die im Netz vorhandenen persönlichen Informationen in großem Stile zu sammeln und auszuwerten. Darüber muss sich jeder klar werden, der freiwillig Spuren im Internet hinterlässt. Dieses Problem lässt sich durch schärfere Gesetze ohne internationale Datenschutzstandards nicht lösen. Bis dahin schafft nur Abmelden Sicherheit.

 





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