Nur noch eine Gnadenfrist

Kommentar zur Atomenergie von Hannes Koch

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Von Hannes Koch

27. Aug. 2010 –

Stellen wir uns vor, die Automobil-Industrie verzichtete auf die Entwicklung neuer Fahrzeugmodelle. Gleichzeitig würde Sie darum betteln, ihre alten Golfs, Astras und Mondeos noch 20 Jahre fahren lassen zu dürfen. Würden wir dann das Auto als zukunftsweisende Technologie betrachten? Sicher nicht. Genau das ist die Lage der Atomindustrie. Diese Art der Energieerzeugung steht vor dem baldigen Ende.


Daran ändert nichts, dass die Atomkraftwerke eventuell ein paar Jahre länger laufen und die Konzerne ihre entsprechenden Zusatzgewinne nicht an die Bundesregierung abtreten wollen. Entscheidend sind vielmehr zwei Punkte. Erstens: Die vier großen Energieproduzenten wollen keine neuen Atomkraftwerke bauen. Sie verzichten auf die Erneuerung ihrer Technologie. Und zwar nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland. Die deutsche Atomindustrie hat an den weltweiten Neubauten von Kernkraftwerken einen denkbar geringen Anteil.


Zweitens: Um die Profite aus der Laufzeitverlängerung nicht an den Staat abtreten zu müssen, werden Vorstände wie Jürgen Großmann (RWE) und Johannes Teyssen (E.ON) der Regierung als Kompensation zusätzliche Investitionen in die Erneuerbaren Energien anbieten. Das ist klimapolitisch sinnvoll, wird den Unternehmen später schöne Gewinne bescheren und zeigt vor allem dies: Die Konzerne halten Investitionen in Energieerzeugung aus Wind, Sonne und Biomasse offenbar für lukrativer als den Neubau von Atomkraftwerken. Sonst würde ihre Unternehmenspolitik anders aussehen. Deutlicher kann man unsere Zukunft nicht beschreiben. Sie gehört den sauberen Energien, nicht der Atomkraft.

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