Nur zwei Banken beraten Bauherren gut

Falsche Beratung kann Immobilienkäufern zehntausende Euro kosten

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Von Wolfgang Mulke

18. Jun. 2013 –

Angehende Eigenheimbesitzer sollten bei der Auswahl eines Immobilienkredites vorsichtig sein. Denn die meisten Banken und Kreditvermittler beraten ihre Kunden schlecht. Das ergab ein Test zur Baufinanzierung der Stiftung Warentest. Mit der Frankfurter Volksbank und der Sparda-Bank Baden-Württemberg wurden lediglich zwei von 21 Instituten gut bewertet. Die Postbank, die Hypovereinsbank sowie die Ostsächsische Sparkasse bilden mit der Note „mangelhaft“ die Schlusslichter der Rangfolge.


„Das Ergebnis ist beunruhigend für all die Verbraucher, die im Augenblick erwägen, eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen beziehungsweise zu bauen“, kritisiert der Finanzexperte der Stiftung, Hermann-Josef Tenhagen die Beratungspraxis der Banken. Eine falsche Beratung kann für die Kunden teuer werden, wie der Test zeigt. Der Unterschied zwischen guten und schlechten Angeboten summierte sich auf 30.000 Euro.


Die Warentesten gingen jeweils in sieben Filialen des jeweiligen Anbieters. So fallen einzelne Ausrutscher bei der Beratung nicht weiter ins Gewicht. Bewertet wurden neben dem Kreditzins auch die Flexibilität der Verträge, die Information der Kunden und der individuelle Zuschnitt des Darlehens. Immerhin hielten sich alle Institute an die gesetzlichen Vorgaben zur Information der Verbraucher. In diesem Teilbereich schnitten die Deutsche Bank und die Commerzbank besonders gut ab. Doch viel wichtiger ist, dass der Kredit den persönlichen Möglichkeiten und Wünschen des Kunden entspricht. Hier gab es reihenweise Probleme. „Acht Banken haben ihre Finanzierungsempfehlung komplett am Bedarf des Kunden vorbei formuliert“, berichtet Tenhagen.


So berücksichtigten viele Berater die Nebenkosten der neuen Wohnstatt. Allein dadurch lag die monatliche Belastung im schlimmsten Fall 440 Euro über dem vom Kunden angegebenen Budget. Schon einfache Aufgaben stellten einige Bankangestellte vor Probleme, zum Beispiel die Einbeziehung einer Bundesanleihe in das vorhandene Eigenkapital. Im Testfall, dem Kauf eines 260.000 Euro teuren Hauses, wäre die Finanzierung so 3.000 Euro teurer als nötig. Der Hinweis auf preisgünstigen Darlehen der KfW oder die Verwendung der Riester-Police fehlten in den Gesprächen bei der Deutschen Bank, der Berliner Volksbank und der Volksbank Stuttgart ganz. Den Vogel schoss die Postbank ab. „Einmal sollte ein Lehrling allein mit dem Kunden das größte Finanzgeschäft in dessen Leben abwickeln“, kritisiert Tenhagen. Die konkreten Ergebnisse veröffentlichen die Warentester in der Juli-Ausgabe der Zeitschrift Finanztest.


Potenzielle Bauherren rät der wissenschaftliche Leiter des Tests, Stephan Kühnlenz, zu einer guten Vorbereitung des Beratungsgespräches. Die Kosten und Nebenkosten der Immobilien sollten im Vorfeld möglichst gut abgeschätzt werden. Wenn davon das Eigenkapital abgezogen wird, ist der Kunden den Kreditbedarf bekannt. Zudem sollten sich Interessenten darüber klar werden, was sie sich im Monat leisten können, wie wichtig Zinssicherheit und Flexibilität bei der Rückzahlung des Darlehens sind. Außerdem können sich Bauherren schon einmal über das aktuelle Zinsniveau kundig machen. „Lassen Sie die Angebote von einer Verbraucherzentrale prüfen“, empfiehlt Kühnlenz zudem.





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