Ökoumlage steigt, Strompreis auch
Normalhaushalte werden nächstes Jahr etwa drei Euro monatlich mehr für erneuerbare Elektrizität zahlen müssen
09. Okt. 2013 –
Auch 2014 wird der Strom teurer. Verantwortlich dafür ist der weitere Anstieg der Umlage für die erneuerbaren Energien, die die privaten Haushalte und die meisten Firmen bezahlen müssen. Sie soll von jetzt 5,3 Cent pro Kilowattstunde Strom auf etwa 6,3 Cent steigen. Die vier großen Stromnetzbetreiber wollen die genaue Zahl erst in der kommenden Woche veröffentlichen, aber die Nachrichtenagentur dpa bekam Hinweise bereits am Mittwoch.
Die Ökoumlage fließt an die Betreiber beispielsweise von Sonnen- und Windkraftwerken. Sie deckt die Differenz zwischen den Produktionskosten des sauberen Stroms und dem Preis, den die Stromhändler für ihn tatsächlich bezahlen. Letzterer orientiert sich am niedrigen Preis der internationalen Märkte und der Strombörse.
Für einen Privathaushalt mit 3.500 Kilowattstunden jährlichen Stromverbrauchs schlägt die Preisanhebung mit rund 35 Euro pro Jahr oder drei Euro im Monat zu Buche. Weil noch die Mehrwertsteuer und einige andere Faktoren dazukommen, könnte die Rechnung schließlich um etwa 70 Euro jährlich oder knapp sechs Euro pro Monat steigen. Dies errechnete das Vergleichsportal Verivox. Das wären rund sieben Prozent im Vergleich zur aktuellen Stromrechnung für 3.500 kWh von rund 1.015 Euro.
Viele Privathaushalte haben allerdings eine deutlich geringere Stromrechnung als der rechnerische Standardhaushalt. Für sie macht sich die Preissteigerung entsprechend weniger bemerkbar.
Die jahrelange politische Debatte über Ursachen und Reformen nahm am Mittwoch an Heftigkeit zu. In den kommenden Koalitionsverhandlungen wird das Thema mit Sicherheit eine große Rolle spielen. Der scheidende Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) kritisierte die „planwirtschaftliche Ausgestaltung“ der Ökoenergieförderung. Mehrfach hatte er früher dafür plädiert, das gegenwärtige System abzuschaffen. Es fördere den unkontrollierten Ausbau der Ökoenergie und sei zu teuer.
Mit dem Versuch einer Reform waren Rösler und Umweltminister Peter Altmaier (CDU) im vergangenen Jahr gescheitert. Sie wollten die Förderung der regenerativen Energien kürzen und gleichzeitig Industrieunternehmen, die von der Umlage heute weitgehend befreit sind, zu höheren Beiträgen verpflichten. Die rot-grünen Bundesländer hatten diese Reform allerdings blockiert.
Bärbel Höhn, die Energieexpertin der Grünen, erklärte am Mittwoch, die Industrie müsse stärker belastet werden. Privathaushalten wollen die Grünen im Gegenzug Erleichterung verschaffen. Experten wie Felix Matthes vom Öko-Institut weisen daraufhin, dass die Stromrechnung nicht nur wegen der erneuerbaren Energie steigt. Auch die Energieversorger, die hauptsächlich Elektrizität aus konventionellen Quellen verkaufen, hätten einen Anteil. Sie würden die gesunkenen Börsenpreise für Strom zu wenig an die Verbraucher weitergeben, argumentiert Matthes. Der Bundesverband der Energiewirtschaft weist diese Darstellung zurück.