Optimismus der Manager lässt nach

Die Sorge um die Wachstumsschwäche treibt die Chefs internationaler Unternehmen um. Managerumfrage der Unternehmensberatung PwC anlässlich des WEF in Davos

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Von Hannes Koch

22. Jan. 2013 –

Die Vorstandsvorsitzenden deutscher Unternehmen schauen im europäischen Vergleich am hoffnungsvollsten in die nähere Zukunft. 31 Prozent nehmen an, dass ihr Unternehmen im laufenden Jahr wächst. Dagegen rechnen nur 22 Prozent der befragten Firmenchefs in Westeuropa mit Wachstum.


Die Zahlen stammen aus der weltweiten Umfrage unter Vorstandsvorsitzenden (Global CEO Survey 2013), die die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers am Dienstag Abend zum Beginn des World Economic Forums (WEF) in Davos präsentierte. PwC hat 1.330 Vorstandschefs befragt.


Das diesjährige WEF, an dem rund 2.500 Spitzenmanager und Politiker teilnehmen, steht unter dem Motto „Widerstandsfähige Dynamik“. Es geht unter anderem darum, wie die Stabilität der Finanzmärkte mit dem Wunsch nach stärkerem Wirtschaftswachstum in Einklang gebracht werden kann. Eine bange Frage, die sich manche Ökonomen stellen, lautet: Nimmt die Innovationskraft hoch technisierter Volkswirtschaften allmählich ab?


Deutsche Spitzenmanager machen sich darüber einstweilen kaum Sorgen. Neben der sehr optimistischen Gruppe sind weitere 50 Prozent der heimischen CEOs immerhin etwas hoffnungsvoll, dass sich ihr Unternehmen gut entwickelt. Nur 19 Prozent glauben nicht daran.

Die positive Nachricht für die hiesigen Arbeitnehmer lautet: Die meisten der hier tätigen Unternehmen werden wohl kein Personal entlassen. Die PwC-Studie sagt außerdem, dass die weltweit befragten CEOs Deutschland für den viertwichtigsten Markt im globalen Maßstab halten – nach China, den USA und Brasilien.


Trotzdem sind die deutschen Vorstandsvorsitzenden nicht mehr so überzeugt von einer guten Entwicklung wie vor einem Jahr. Diese relative Ernüchterung ist auch eine Reaktion auf das in diesem Jahr schwache Wachstum, das hierzulande unter einem Prozent liegen dürfte.

 

Nach dem Aufschwung, der auf die Finanzkrise folgte, sehen auch die globalen Unternehmensführer nun wieder pessimistischer in die Zukunft. Weltweit glauben nur noch 36 Prozent, dass ihre Firma in diesem Jahr den Umsatz steigern kann. 2012 nahmen das 40 Prozent an, 2011 immerhin 48 Prozent. Dabei freilich haben die Chefs, die in Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien sitzen, mehr Hoffnung auf gute Geschäfte als ihre Kollegen in die Industrienationen.


Viele Manager machen sich vor allem Sorgen über das sinkende oder geringe Wachstumstempo. Selbst in China lässt der Zuwachs der Wirtschaftsleistung mit weniger als acht Prozent in 2012 nach. Und besondere Schwierigkeiten haben die USA, Euroland und Japan, die unter anderem hohe öffentliche Defizite bewältigen müssen. Auf dem zweithöchsten Platz der internationalen Sorgenliste steht die Befürchtung von Steuererhöhungen, dann folgt die Frage, ob die Regierungen ihre Ausgaben kürzen und damit einen Nachfragerückgang auslösen könnten. In Deutschland kommt als spezielle Sorge, die 61 Prozent der Befragten hegen, der starke Anstieg der Energiepreise hinzu. Im Hintergrund wirkt hier wohl die Debatte um die Energiewende.


Auf die Frage, mit welchem Problem ihr Unternehmen am schlechtesten zurecht käme, nannten 75 Prozent der Befragten soziale Unruhen. Dies passt zu seiner Aussage des in der vergangenen Woche vom WEF veröffentlichten globalen Risiko-Reports. Dort nahm das Problem wachsender Ungleichheit zwischen Arm und Reich einen breiten Raum ein.


Welche Auswirkungen können solche Analysen und Stimmungen auf die Politik der Unternehmen haben? PwC-Deutschland-Chef Norbert Winkeljohann sagt: „Angesichts dieser Unsicherheiten konzentrieren sich die Manager auf Effizienzsteigerungen und die bessere Ausschöpfung bestehender Märkte, während Expansionspläne zurückgestellt werden.“ 70 Prozent der befragten Manager peilen für dieses Jahr ein Programm zur Kostenreduzierung in ihrem Unternehmen an.

 

Der Gipfel von Davos

Öffentliche politische Entscheidungen werden hier fast nie getroffen. Trotzdem ist das World Economic Forum (WEF), das alljährlich im Schweizer Skiort Davos stattfindet, ein wichtiger Ort des globalen Diskurses, der mehrere tausend Spitzenmanager und Politiker anzieht. Dieses Jahr kommen fast 50 Staats- und Regierungschefs, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel plus die Bundesminister für Finanzen, Wirtschaft, Gesundheit und Entwicklung, außerdem Arbeitsministerin Ursula von der Leyen.

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