Prinzip Hoffnung

Kommentar

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Von Wolfgang Mulke

13. Sep. 2013 –

Autofahrer sollten mit der neuen Preisvergleichsmöglichkeit beim Benzin keine große Hoffnungen verbinden. Ein Testblick zeigt, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Tankstellen nicht allzu hoch sind. Ein oder zwei Cent pro Liter weniger ausgeben, mehr wird nicht drin sein. Denn der Preis für Kraftstoffe wird nicht allein von den Tankstellenketten bestimmt. Sie kaufen den Sprit bei den Raffinerien ein, die in der Regel wiederum den bekannten Ölmultis gehören, die auch Markenzapfsäulen betreiben. Deren Abgabepreis bestimmt ganz wesentlich den Endpreis für den Verbraucher. Darauf blicken die Kartellwächter aber nicht. So drängt sich die Vermutung auf, dass die Konzerne künftig an dieser Schraube drehen, wenn sie die Kunden verstärkt zur Kasse bitten wollen.

 

Trotzdem ist der Vorstoß für mehr Wettbewerb ein Schritt in die richtige Richtung. Die bisherige Preispolitik der Tankstellen mit ständig wechselnden Angeboten ist weder aus Verbrauchersicht nicht nachvollziehbar. Die Transparenz kann hier vielleicht eine kleine Veränderung bewirken. Voraussetzung ist allerdings, dass die Autofahrer das neue Angebot auch reichlich nutzen und die bisherigen Preistreiber so unter Druck setzen. Dumping-Sprit wird es nicht geben. Solange wenige Großunternehmen das Ölgeschäft von der Förderung bis zum Verkauf der Endprodukte unter sich aufteilen können, wird sich am grundlegenden Problem einer erstaunlich homogenen Preispolitik nichts ändern.

 

Das Bundeskartellamt beißt sich an der Mineralölwirtschaft seit Jahrzehnten die Zähne aus. Der Nachweis geheimer Preisabsprachen ist in den vielen Jahren ebenso wenig gelungen wie eine wirksame Begrenzung des Preisanstiegs. Daran ist der Staat über einen hohen Steueranteil am Spritpreis zwar auch beteiligt. Doch ein Blick auf die Bilanzen der Konzerne zeigt, wie lukrativ das Geschäft mit Kraftstoff ist. Da es zudem um Weltmarktprodukte geht, sind die nationalen Einflussmöglichkeiten naturgemäß begrenzt. So bleibt als langfristiger Hoffnungsträger die Elektromobilität. Mit Strom könnte dem Öl ein preislicher Konkurrent erwachsen, der irgendwann einmal zu einem echten Wettbewerb führt. Bis dahin bleibt bei allen Maßnahmen das Prinzip Hoffnung auf sinkende Preise.

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