Probleme von gestern

Kommentar zur Arbeitslosigkeit von Hannes Koch

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Von Hannes Koch

29. Jul. 2010 –

Entspannen wir uns mal. Vielleicht hat uns das Phänomen der Arbeitslosigkeit lange genug gequält. In den kommenden 15 Jahren könnte sie – dank abnehmender Kinderzahl und anhaltendem Wachstum – in einen relativen Mangel an Arbeitskräften umschlagen. Die Chancen für viele Menschen steigen, nach der Ausbildung auch einen Beruf zu ergreifen, der sie ernährt.


An dieser einen guten Nachricht hängen mehrere andere. Der Streit über die mangelhafte soziale Absicherung der Erwerbslosen durch den Staat wird unwichtiger, wenn die Zahl der Arbeitslosen zurückgeht. Und auch die finanzielle Lage des Sozialstaates könnte sich bessern. Verdienen die Menschen ihr Geld selbst, werden die öffentlichen Kassen geschont. Außerdem darf man hoffen, dass die Deutschen und ihre Politiker lockerer werden gegenüber der Einwanderung aus armen Staaten. Findet mehr oder weniger jeder Einheimische einen Job, muss man sich nicht aus Angst vor Arbeitsplatz-Räubern gegen das Ausland abschotten. Im Sinne einer ausgleichenden Gerechtigkeit zwischen armen und reichen Weltregionen wäre dies durchaus zu begrüßen.


Aber die Entwicklung birgt auch Risiken. Dem Mangel an ausgebildeten Fachleuten werden vor allem die Produktionsunternehmen begegnen, indem sie gut bezahlte Stellen wegrationalisieren. Andererseits wächst der Dienstleistungssektor mit seinen oft schlecht dotierten und unregulierten Jobs. Wollten die Regierungen die Gunst der kommenden Jahrzehnte nutzen, müssten sie eine Politik gegen die soziale Spaltung praktizieren. Ein Element: Mindestlöhne, um den Verfall der Bezahlung in den Dienstleistungsbranchen zu bremsen.

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