Regierungsberater bezweifeln Vorteile des Erdgas-Frackings

Gaspreis würde nicht sinken, argumentiert Sachverständigenrat für Umweltfragen

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Von Hannes Koch

31. Mai. 2013 –

Die Hoffnungen auf einen Rohstoffboom in Deutschland dämpft der Sachverständigenrat für Umweltfragen. In seinem am Freitag veröffentlichen Gutachten rät das Beratungsgremium der Bundesregierung davon ab, große Mengen von Erdgas mit der Methode des Frackings aus dem Boden zu holen. Das Vorsorgeprinzip gebiete, die Auswirkungen auf die Umwelt zunächst mit Forschungs- und Pilotprojekten zu erhellen.


Beim Fracking werden Wasser und Chemikalien in tiefe Gesteinsschichten gepresst, um Erdgasvorkommen auszubeuten, die mit konventionellen Bohrungen nicht erreichbar sind. In den USA ist die Förderung durch Fracking in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Derartige Lagerstätten in Deutschland gibt es unter Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Hessen und Baden-Württemberg.


Die Regierungskoalition aus Union und FDP will das Fracking mit einem neuen Gesetz ermöglichen, gleichzeitig aber an Umweltauflagen knüpfen. Nicht nur SPD- und Grün-regierte Länder im Bundesrat wollen dabei vorerst nicht mitmachen, auch innerhalb der Union grassiert Skepsis. Dass das Gesetz noch vor der Bundestagswahl im September verabschiedet wird, ist eher unwahrscheinlich.


Die Umweltsachverständigen warnen einerseits vor ökologischen Problemen. Dabei geht es um potenziell gefährliche Chemikalien, die das Trinkwasser gefährden könnten, und um belastetes Abwasser aus den Erdgaslagerstätten.


Andererseits stellen die Wissenschaftler aber auch den wirtschaftlichen Sinn des Frackings in Frage. Eine zentrale These lautet, dass „die Förderung von Schiefergas in Deutschland die Mengenverhältnisse auf dem europäischen Markt nicht maßgeblich beeinflussen würde und damit auch nicht die Erdgaspreise“. Dies gelte für die kurzfristige, aber auch für die langfristige Perspektive.


Mit anderen Worten: Verbraucher und Wirtschaft hätten keine Kostenvorteile, wenn in Deutschland die Methode des Frackings in großem Maßstab angewendet würde. Es sei unwahrscheinlich, dass der Preis für Energie sinke, sagen die Umweltsachverständigen. Merkwürdig: Ist im Zuge des neuen Booms doch der Gaspreis in den USA um zwei Drittel zurückgegangen. Und die Bundesanstalt für Geowissenschaften schätzt, dass Deutschland mittels Fracking seinen gesamten Verbrauch etwa fünfzehn Jahre decken könnten. Eigentlich müssten derartige Mengen das Angebot erhöhen und damit den Preis drücken.


Nein, meint der Sachverständigenrat. Denn die unkonventionellen Erdgasmengen seien im Vergleich zum europäischen Gesamtbedarf viel zu gering. Und da sich der Preis auf den internationalen Märkten bilde, würde eine zusätzliche deutsche Förderung keine große Rolle spielen. Außerdem verweisen die Wissenschaftler auf Annahmen der Energie-Informationsbehörde der USA, die trotz des Frackingbooms von langfristig steigenden Gaspreisen ausgehe. Hier mache sich der absehbare Rückgang der konventionellen Erdgasförderung bemerkbar.

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