Reichlich Geld in kleinen Händen
Taschengeldrekord für Deutschlands Nachwuchs/ Das eigene neue Telefon wird immer wichtiger
07. Aug. 2012 –
Deutschlands Kinder bekommen so viel Taschengeld wie noch nie. Im Schnitt stehen den Jungen und Mädchen 27,13 Euro im Monat zur freien Verfügung. Das ist Rekord. Im vergangenen Jahr waren es noch 24,79 Euro. Das geht aus der KidsVerbraucherAnalyse 2012 des Egmont Ehapa Verlags hervor. Umgerechnet auf das Jahr macht das 326 Euro – 29 Euro mehr als noch 2011. „Die Kinder haben eine immer größere Einkaufsmacht“, sagt Studienleiter Ralf Bauer.
Nicht alle Kinder können sich allerdings auf Taschengeld freuen. Ein Grund dafür ist, dass die Eltern zu arm sind. Mehr als 90 Prozent der Sprösslinge im Alter zwischen sechs und 13 Jahren bekommen die kleine Finanzspritze. Über insgesamt rund 1,85 Milliarden Euro Taschengeld verfügen die Jungen und Mädchen, rechnen die Wissenschaftler vor. Auch kleine Verdienste, etwa für Müllwegbringen oder Staubsaugen, sind in dem Betrag enthalten. Jüngere Kinder bekommen seltener ihr eigenes Geld. Fast 60 Prozent der Vorschüler dürfen sich von etwas Barem selbst kleine Freuden erfüllen.
Der Blick auf die Finanzen zeigt: Eltern sind aktuell in der Lage, wieder mehr für ihre Kinder auszugeben. Nicht nur beim Taschengeld fließen 2012 höhere Beträge. Ebenfalls gibt es mehr Geld zum Geburtstag, zu Weihnachten und zu Ostern. Insgesamt addieren sich die Geldgeschenke auf 210 Euro im Jahr. Das sind 13 Euro mehr als 2011.
Für die Studie hat der Egmont Ehapa Verlag über sechs Millionen Kinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren zu ihrem Medien- und Konsumverhalten befragt. Auch die Mütter und Väter standen den Wissenschaftlern Rede und Antwort. Erstmals sind auch Vorschüler zwischen vier und fünf Jahren im Focus der Studie. Der Comic-Verlag will selbst verkaufen: Zeitschriften wie das „Mickey Maus Magazin“ oder das „Donald Duck Sonderheft“ gehören zu seinen Produkten.
Insgesamt zeigt sich: Kinder haben heute viele Freiheiten. So verfügen drei von vier Zehn- bis Dreizehnjährigen – knapp 80 Prozent – über ein eigenes Handy. Das gebrauchte Mobiltelefon von Mom oder Dad sollte es allerdings nicht sein. 60 Prozent der älteren Jungen und Mädchen sind mit ihren Geräten auf dem neustem Stand. „Das eigene neue Telefon wird immer wichtiger“, erläutert Bauer. Von den Sechs- bis Neunjährigen besitzen immerhin 26 Prozent ein Handy. Bei den Vier- bis Fünfjährigen sind es drei Prozent. „Große Potenziale“ bestehen laut Studie bei Tablet-PCs und Smartphones. Gerade einmal ein Prozent der älteren Kinder besitzt ein Tablet. 17 Prozent haben ein Smartphone.
Markenprodukte werden den Kindern immer wichtiger. Auch das ist ein Ergebnis der Studie. Vor allem bei Sportschuhen legen ältere Kinder ab sechs Jahren Wert auf eine bestimmte Marke. Knapp 60 Prozent geben an, einen gewissen Hersteller zu bevorzugen. Bei Taschen, Ranzen, Rucksäcken und Bekleidung gehen etwas über die Hälfte der Kinder nur ungern mit einem No-Name-Produkt aus dem Haus. Wünschen und bekommen sind wie immer zwei paar Schuhe. Doch Deutschlands Eltern zeigen sich nachgiebig: Der Großteil der Mütter und Väter kommt den Wünschen des Nachwuchses nach.
Immer mehr Geld geben Eltern für ihre Kinder aus. Im Schnitt kaufen sie Bekleidung im Wert von 346 Euro ein – 14 Euro mehr als noch im Jahr zuvor. Auch die Handykosten steigen in die Höhe. Mit 326 Euro und damit satte 29 Euro mehr als 2011 bezuschussen Mütter und Väter den Telefonierspaß ihrer Sprösslinge. Bei elektronischen Spielsachen sind die Ausgaben um 13 Euro auf 128 Euro gestiegen.
Einkäufe für den Nachwuchs tätigen Mütter und Väter heute im Übrigen immer häufiger im Internet - und das am liebsten mit dem Sprössling an der Seite. „Kinder sind als Ratgeber häufig mit dabei“, sagt Ingo Höhn, der Geschäftsleiter des Verlags. So gaben knapp 70 Prozent der Mütter und Väter an, schon einmal etwas online für das Kind bestellt zu haben. Ganz oben auf der Liste stehen Bücher, Bekleidung, DVDs oder CDs.
Nicht bereit Geld auszugeben sind die meisten Eltern (61 Prozent) für virtuelle Inhalte im Netz wie zum Beispiel für Online-Spiele oder Unterhaltungsangebote. Nur wenn es sich um eine Sache handelt, die den Nachwuchs in punkto Bildung voranbringt, steigt die Bereitschaft etwas.