Reisen in diesem Jahr günstiger

Urlaubsindustrie kommt gut durch die Krise / Griechenland-Krise weitgehend folgenlos

Teilen!

Von Wolfgang Mulke

09. Mär. 2010 –

Urlaubsreisen werden in diesem Jahr preiswerter. "Die 
Reisepreise sind deutlich gesunken", sagte der Chef des Deutschen
Reiseverbands (DRV), Klaus Laepple, kurz vor der Eröffnung der
Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin. Den von
Schnäppchenjägern erhofften Preiskampf werde es allerdings nicht geben.
Für den Nachlass bei den Offerten sorgt die Wirtschaftskrise. In einigen
Zielgebieten ist die Zahl der Gäste aus den besonders gebeutelten
Ländern stark gesunken. Die schwache Nachfrage nutzen die Veranstalter
aus und setzen bei den Hoteliers niedrigere Zimmerraten durch. Außerdem
ist Flugbenzin nicht mehr so teuer. Laut Laepple geben die Unternehmen
die Kostenvorteile an die Kundschaft weiter.

Insgesamt blickt die Branche zuversichtlich auf die anstehende
Sommersaison. In diesem Jahr rechnet der DRV mit stabilen
Teilnehmerzahlen bei den organisierten Ferientrips. Damit kommt die
Industrie vergleichsweise günstig wieder aus der Krise heraus. 2009
mussten die Veranstalter ein Umsatzminus von drei Prozent verkraften.
Dem ging allerdings ein Rekordjahr voraus. Mit fast 21 Milliarden Euro
erwirtschafteten die Anbieter immer noch einen Spitzenwert. "Wir sind
mit einem blauen Auge davon gekommen", atmet Laepple auf. Schwer
gelitten haben jedoch die auf Geschäftsreisen spezialisierten
Vermittler. Ihnen ging ein Viertel des Umsatzes verloren.

Ferienreisen stehen bei den Bundesbürgern weiterhin hoch im Kurs.
Deutschland bleibt das beliebteste Reiseziel und konnte seinen
Spitzenplatz sogar noch ausbauen. Von den 76 Millionen Urlaubsfahrten
führten 40 Prozent an ein Ziel im Heimatland. Zieht es die Urlauber ins
Ausland, rangiert Spanien wieder vorne, gefolgt von Italien und
Österreich. Am meisten neue Gäste konnte die Türkei gewinnen, vor allem
aufgrund vielfältiger All-Inklusiv-Angebote. Bei den Fernreisen erleben
mit Kenia, Sri Lanka und Thailand altbekannte Ziele eine Renaissance.

Die Finanzkrise Griechenlands wird nach Einschätzung des DRV kaum
Auswirkungen für den Tourismus haben. Betroffen sein könnten jedoch
Individualreisende, die sich auf höhere Preise einstellen müssen, weil
die Regierung in Athen Steuern erhöhen muss. Pauschalurlauber sind nach
Verbandsangaben nicht davon betroffen, weil sie zu festen Katalogpreisen
buchen.

Die Wirtschafts- und Finanzkrise wirkt sich laut Laepple an unvermuteter
Stelle auf den Tourismus aus. "Die Werteorientierung der Verbraucher hat
sich verändert", stellt der Experte fest. Die Urlauber setzen auf
Markenanbieter und individuell ausgefeilte Produkte. Zudem steigt die
Nachfrage nach sinnstiftenden Reisen, zum Beispiel Urlaub mit sozialer
Arbeit oder Entdeckertouren.

Die gute Branchenstimmung spiegelt sich auch auf der ITB wieder. Mit
11.127 Ausstellern auf 187 Ländern ist die Leitmesse der Touristik
erneut ausgebucht. Alle wichtigen Anbieter sind in den Berliner
Messehallen vertreten. Im vergangenen Jahr zählte die Messegesellschaft
fast 180.000 Besucher. Partnerland ist in diesem Jahr die Türkei, die
mit Istanbul als Kulturhauptstadt Europas, den historischen Stätten
sowie den Badezielen am Mittelmeer auf Gästefang geht.

« Zurück | Nachrichten »