Renk schaltet hoch

Panzergetriebehersteller wagt Börsengang

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Von Björn Hartmann

07. Feb. 2024 –

Jetzt also doch. Der Panzergetriebehersteller Renk aus Augsburg geht an die Börse. Schon im Herbst hatte es das Unternehmen versucht, in der Nacht vor dem Start aber überraschend abgesagt. Jetzt kommt ebenso überraschend der zweite Versuch: Ankündigung am Montag, Erstnotiz in Frankfurt an diesem Mittwoch. Es ist der erste deutsche Börsengang in diesem Jahr und ein recht spektakulärer.

Ohne Renk kommt kaum ein Panzer in Europa voran. Puma, Panzerhaubitze, Lynx, Leopard 2, Leclerc, Ajax: Die Spezialgetriebe für die Fahrzeuge liefern die Augsburger. Das Unternehmen fertigt auch Getriebe für Fregatten in Doppelgaragen-Größe, für Eisbrecher. Zudem arbeitet Renk für die Energieindustrie. 2022 setzte das Unternehmen 849 Millionen Euro um, im vergangenen Jahr dürften es fast eine Milliarde Euro gewesen sein. Und es verdient Geld. Und: Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist vor allem in Europa ist Verteidigung plötzlich wieder wichtig, werden Milliarden investiert.

Das sollte schon im Herbst für eine gute Börsengeschichte reichen, doch der britische Finanzinvestor Triton, dem Renk gehört, blies alles kurzfristig ab. Schlechtes Börsenumfeld, hieß es – was auch umschreibt, dass Investoren nicht bereit waren, die Summe für Renk-Aktien zu bezahlen, die Triton haben wollte. 15 Euro hieß es damals, seien zu wenig. Genau für diesen Preis wird Renk jetzt im Zuge einer sogenannten Privatplatzierung an die Börse gehen.

Triton hat zwei Ankerinvestoren gefunden: Der US Vermögensverwalter Wellington Management übernimmt rund 3,3 Prozent und der Renk-Großkunde KNDS aus Amsterdam kauft bis zu 6,7 Prozent. Weitere bis zu 20 Prozent sollen an institutionellen Investoren gehen – Banken, Finanzinvestoren, Vermögensverwaltern von Firmen und andere. Angesichts der Ankerinvestoren sollen sie leichter überzeugt werden, Aktien zu zeichnen.

KNDS ist eine Dachgesellschaft, zu der die Panzerhersteller Krauss-Maffei Wegmann (München) und Nexter (Roanne bei Lyon) gehören. Krauss Maffei Wegmann baut den Leopard II, Nexter den französischen Kampfpanzer Leclerc. Mit Triton vereinbart ist, dass der KNDS seinen Anteil an Renk später auf bis zu 25 Prozent und eine Aktie aufstocken kann – das bedeutet eine Sperrminorität. Auch ein Posten im Aufsichtsrat steht KNDS demnach zu. Der Konzern bekommt bedeutende Kontrolle darüber, was bei Renk geschieht, und erhält Zugriff auf den wichtigen Zulieferer. Und so ist der Börsengang auch ein kleines bisschen Konsolidierung in der sehr mittelständisch geprägten deutschen Rüstungsbranche.

Anders als im Oktober müssen Privatanleger, die sich eine gute Kurs- und Dividendenentwicklung versprechen, diesmal bis zur Erstnotiz von Renk warten. Von diesem Mittwoch an kann sich dann jeder über die Börse eindecken.

Renk gehörte lange über MAN zum VW-Konzern und führte ein Nischendasein, guter Umsatz, guter Ertrag, mehr aber auch nicht. 2020 kaufte Triton die Augsburger für rund 700 Millionen Euro und begann, umzubauen. Seither modernisiert Firmenchefin Susanne Wiegand. Der Börsengang bewertet Renk jetzt mit rund 1,5 Milliarden Euro. Triton nimmt 450 Millionen Euro ein.

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