Rente darf nicht arm machen

Rente mit 67 - Contra von Wolfgang Mulke

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Von Hannes Koch

11. Aug. 2010 –

Die Rente mit 67 ist nicht mehr als eine verkappte Rentenkürzung. Sie löst das Finanzierungsproblem der Rentenkasse, mehr aber auch nicht. Das dringlichste Problem der Alterssicherung wird einfach beiseite geschoben. Das ist die Angst vor Altersarmut, die völlig berechtigt in vielen Arbeitnehmerhaushalten grassiert. Es muss deshalb ein anderer Weg gefunden werden, der beides im Auge hat, die Finanzierbarkeit und eine gerechte Würdigung der Lebensleistung.

 

Wir sollten das Prinzip umkehren. Wer länger arbeitet, wird durch eine höhere Rentenzahlung belohnt. Gleichzeitig wird das Rentenniveau weiter abgesenkt, damit die Ruhegelder insgesamt bezahlbar bleiben. So verteilt sich die Last der bald überalterten Gesellschaft auf alle Arbeitnehmer. Es muss zudem sichergestellt werden, dass die übliche Rente oberhalb der Armutsgrenze liegt. Die private und betriebliche Altersvorsorge sorgt dann dafür, dass die Alterssicherung insgesamt auf einem hohen Niveau bleibt. Das wäre viel gerechter, als ausgerechnet die körperlich kaputten Frührentner, deren Lebenserwartung viel niedriger liegt als die der lange arbeitsfähigen Akademiker, durch Abschläge beim Berufsausstieg auch noch in die Armut zu treiben.

 

Für viele junge Leute klingt die Diskussion über eine längere Lebensarbeitszeit sogar zynisch. Ihre Erfahrung ist, dass die älteren Beschäftigten an ihren Posten nur noch länger kleben wollen, statt Platz für den Nachwuchs zu schaffen. Momentan ist an dieser Kritik viel dran. Noch stehen viele Bewerber nach der Ausbildung oder dem Studium vor verschlossenen Türen und hangeln sich über Praktika und irgendwelche Jobs durch das Leben. Auch von dieser Seite her ist der Arbeitsmarkt für die Rente mit 67 noch nicht vorbereitet. Aus Sicht der Älteren ist die Situation genau so zweifelhaft. Es gibt nicht genügend altersgerechte Stellen. Da müssen die Betriebe erst einmal in Vorleistung gehen und entsprechende Angebote schaffen.

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