Ruhe an der Preisfront

Lebensmittelindustrie erwartet 2009 moderate Preisentwicklung / Welternährung Thema der Grünen Woche

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Von Wolfgang Mulke

14. Jan. 2009 –

Nach dem Preisschock bei Lebensmitteln im vergangenen Jahr können sich die Verbraucher 2009 über weitgehend stabile Preise freuen. Die Kunden müssten nicht tiefer in die Tasche greifen, sagte der Chef der Bundesereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), Jürgen Abraham, am Mittwoch kurz vor der Eröffnung der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin. Der Anstieg sei gestoppt.

 

Im vergangenen Jahr sind die Rohstoffpreise für Agrarprodukte und die für die Nahrungsmittelherstellung notwendige Energie bis zum Spätsommer geradezu explodiert. Die Folgen bekamen die Supermarktkunden an Kasse zu spüren. Der Umsatz der Ernährungsindustrie stieg um 5,6 Prozent auf 155 Milliarden Euro an. Die Unternehmen hatten davon wenig. Rechnet man die Inflation aus den Erlösen heraus, nahmen die Hersteller 1,5 Prozent weniger ein als 2007. Vor allem der Export trieb das Geschäft der Sparte an. Das wird nach Einschätzung der BVE auch in diesem Jahr so bleiben, trotz Finanz- und Wirtschaftskrise. Die Branche mit knapp 6.000 Betrieben und 530.000 Beschäftigten hofft deshalb auf gleich bleibende oder leicht steigende Umsätze.

 

Die Krise macht sich im Lebensmittelhandel aber schon bemerkbar. Es wird wieder mehr auf die Kosten geachtet. Der Marktanteil der Discounter liegt laut BVE mittlerweile bei 43 Prozent, mit weiter steigender Tendenz. Mit Sorge betrachten die Hersteller die wachsende Konzentration im Handel. Die fünf größten Unternehmen, an der Spitze rangiert Edeka, teilen sich drei Viertel des Gesamtmarktes. Auch aufgrund der damit gestiegenen Einkaufsmacht sucht die Industrie im Ausland nach weiteren Absatzmärkten.

 

Weiter auf Erfolgskurs ist entgegen dem Trend zu mehr Sparsamkeit die Biobranche. Im vergangenen Jahr stiegen die Umsätze der Ökoläden um zehn Prozent auf fast sechs Milliarden Euro. Es hätte noch mehr verkauft werden können, denn bei manchen Erzeugnissen wie Möhren oder Kartoffeln konnte die Nachfrage nicht gedeckt werden. Derzeit beobachtet der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft zwei Trends. Manche Verbraucher steigen auf preiswertere Lebensmittel um, andere kaufen jetzt erst Recht regionale Produkte, weil sie die Schattenseiten der Globalisierung vor Augen haben.

 

Die Ernährung der Welt ist das beherrschende Thema dieser Grünen Woche. 30 Agrarminister, 1000 Experten und die Vorstände der großen Branchenkonzerne beraten die weitere Entwicklung der Nahrungsmittelproduktion. Auch Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin hat sich in Berlin angesagt. Russland ist der größte unter den rund 1.600 Ausstellern aus 56 Ländern. Zur weltgrößten Leistungsschau der Ernährungswirtschaft vom 16. bis 25. Januar erwarten die Veranstalter 400.000 Besucher.

 

Die Bauern selbst blicken mit einer gewissen Unsicherheit auf die nähere Zukunft. Die teilweise stark gestiegenen Erzeugerpreise sind längst wieder in den Keller gerutscht und damit auch die Gewinne der Bauernhöfe. Trotzdem ist der Deutsche Bauernverband (DBV) noch zuversichtlich. „Wir produzieren Lebensmittel, die auch in Wirtschaftskrisen gebraucht werden“, sagt DBV-Chef Gerd Sonnleitner.

 

 

 

 

 

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