Schlechte Noten für staatlich geförderte Vorsorge
Geförderte Pflege-Tarife sind zwar preisgünstig, schließen die Finanzlücke im Pflegefall aber nicht/ Besser sind ungeförderte Policen
16. Apr. 2013 –
Staatlich geförderte Pflegeversicherungen taugen wenig. Zu diesem Ergebnis kommt die Stiftung Warentest in ihrer aktuellen Untersuchung. „Die Angebote schließen die finanzielle Lücke im Pflegefall bei weitem nicht“, urteilt Finanztest-Chefredakteur Hermann-Joseph Tenhagen und vergibt die Note „Mangelhaft“ an die Produkte. Besser seien die klassischen ungeförderten Policen, die mit „sehr gut“ bis „ausreichend“ im Test abschneiden.
Seit Januar zahlt der Staat fünf Euro Zulage im Monat, wenn jemand eine private Pflegetagegeldversicherung abschließt, die den staatlichen Vorgaben genügt. „Pflege-Bahr“ wird die neue Vorsorge nach Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr genannt. Die Produkte haben zwar den Vorteil, dass jeder auch mit Vorerkrankung einen Vertrag bekommt. Mit Eigenbeiträgen zwischen 10 und 16 Euro sind sie zudem vergleichsweise preisgünstig. Doch sie bieten keine ausreichende finanzielle Absicherung, meinen die Warentester. Auch seien ihre sonstigen Vertragsbedingungen in der Regel schlechter. „Da hilft dann auch die staatliche Förderung nicht mehr“, so Finanzexperte Tenhagen.
Von den hohen Kosten einer intensiven Pflege zu Hause oder im Heim trägt die gesetzliche Pflegeversicherung etwa die Hälfte. „Bleiben häufig 1.500 bis 1.800 Euro im Monat, die zu finanzieren sind“, rechnet Chefredakteur Tenhagen vor. Die Kosten für die Unterbringung und Lebenshaltung seien da noch nicht einmal mit eingeschlossen. Die insgesamt 17 getesteten neuen geförderten Tarife böten aber in vielen Fällen eine maximale Leistung von 600 bis 700 Euro im Monat. Der Beitrag für die Police, müsse zudem noch weiter beglichen werden.
Den 17 preisgünstigen geförderten Pflegetagegeldversicherungen im Test stehen 23 teurere Verträge ohne Förderung gegenüber. In Punkto finanzielle Abdeckung zeigt sich hier ein deutlich positiveres Bild: „Für derzeit 55 Euro im Monat kann sich ein 45-Jähriger Neukunde bei „sehr guten“ und „guten“ Versicherungen gegen das komplette finanzielle Pflegerisiko absichern“, so Tenhagen. „Für Kunden, die erst mit 55 Jahren einen Vertrag abschließen, kostet der Schutz schon 85 Euro.“
Mit dem Qualitätsurteil „Sehr gut“, sowohl für 45-Jährige als auch für 55-Jährige, geht die ungeförderte Pflegetagegeldversicherung PA der HanseMerkur als Sieger aus dem Test hervor. Gleichfalls ein „Sehr gut“ für 45-Jährige erhält das Angebot PZV der Deutschen Familienversicherung DFV. Für 55-Jährige bekommt der Tarif die Note „Gut“. Neben zahlreichen weiteren „guten“ Verträgen finden sich viele „befriedigende“ und zwei „ausreichende“ Angebote für beide Altersgruppen.
Wer über den Abschluss einer privaten Pflegeversicherung nachdenkt, sollten einige Punkte bedenken. „Ein Einstieg vor dem 40. Lebensjahr ist schon allein wegen der langen Vertragslaufzeit nicht anzuraten“, gibt Holger Rohde, Wissenschaftlicher Leiter der Stiftung Warentest, zu bedenken. Zudem müsse man sich sicher sein, die Beiträge über viele Jahre aufbringen zu können. Wer kündigt, verliert den Schutz und das ganze Geld. „Pflegezusatzversicherungen sind im Vergleich nicht so wichtig wie die private Haftpflichtversicherung, die Berufsunfähigkeitsversicherung und die private Altersvorsorge“, so Rohde abschließend.
Die ausführlichen Test-Ergebnisse gibt es in der aktuellen Mai-Ausgabe der Zeitschrift Finanztest.