Schnell, stabil und kompatibel

Das Fairphone, das erste Smartphone mit sozialem Anspruch, hält, was Durchschnittsnutzern versprochen wurde

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Von Hannes Koch

03. Feb. 2014 –

Der Eindruck nach Öffnen des kleinen, braunen Kartons: Der weiße Rand des Bildschirms erinnert an den aufgepressten Deckel einer Konservendose. Da hätten sich die Designer des ersten Smartphones mit sozialem Anspruch ein wenig mehr Mühe geben können. Im Großen und Ganzen hält das Fairphone jedoch, was es verspricht. Es funktioniert bestens. Und es ist nur etwa halb so teuer wie aktuelle Marken-Smartphones.

 

Was kann an einem solchen Gerät fair sein? Die Ansage der Fairphone-Macher in Amsterdam: Die Arbeiter in der chinesischen Fabrik bekommen für die Zeit der Produktion bessere Löhne. Einige der Rohstoffe stammen aus sozial und ökologisch halbwegs erträglichem Abbau. Das Unternehmen kassiert keine Gewinnmarge von 50 Prozent des Kaufpreises. So will sich Fairphone von Apple, Samsung und anderen marktbeherrschenden Unternehmen absetzen.

 

Die zweite Frage lautet: Ist das Fairphone ein technisch konkurrenzfähiges Produkt? Ja, im Wesentlichen. Einige Qualitäten fallen schnell auf: Das Gerät verfügt über Plätze für zwei SIM-Karten. Es lässt sich mit zwei Telefonnummern parallel betreiben. Zwischen Privat- und Geschäftshandy oder Inlands- und Auslandsanschluss kann man springen, ohne die SIM-Karte zu wechseln. Außerdem gibt es im Fairphone einen Steckplatz für eine zusätzliche Speicherkarte, um mehr Filme und Musik zu transportieren.

 

Für den durchschnittlichen Alltagsgebrauch erscheint das Gerät schnell genug. Die Software verhält sich stabil. Beispielsweise zu Apple-Programmen ist das Fairphone kompatibel. Will man Musik aus der Bibliothek von iTunes übertragen, so verhält sich das Phone wie ein externer über USB-Kabel verbundener Speicher.

 

Die in der Rückseite des Gerätes eingebaute Kamera produziert eine solide Bildqualität. Zum Skypen steht vorne über dem Bildschirm eine zweite Kamera zur Verfügung, allerdings mit deutlich geringerer Auflösung. Positiv ist schließlich, dass man den Akku zur Stromversorgung leicht herauszunehmen und austauschen kann, falls er erschöpft sein sollte.

 

Als Nachteil fällt zunächst auf, dass das Fairphone im Vergleich zu aktuellen Apple- und Samsung-Modellen relativ schwer ist. Seit die ersten Exemplare die Kunden zum Jahresende erreichten, entspinnt sich auf der Fairphone-Internetseite eine muntere Debatte über Software-Probleme. Dabei geht es beispielsweise um schlechte Foto-Qualität, mangelnden GPS-Empfang, unterbrochene Verbindungen bei Auslandstelefonaten (Roaming) und Schwierigkeiten mit der externen Speicherkarte.

 

Einige Probleme hat Fairphone mittlerweile gelöst, indem man die Software verbesserte und nachlieferte. An anderen Schwachstellen wird noch gearbeitet. Dabei geht es schön transparent zu, denn auch Offenheit ist einer der Ansprüche der Alternativfirma.

 

Der größte Nachteil ist wahrscheinlich, dass man das Fairphone derzeit nicht mehr kaufen kann. Die ersten 25.000 Exemplare sind ausgeliefert, die Produktion beendet. Interessenten müssen nun auf die zweite Tranche warten. Sie können sich in die Warteliste auf der Internetseite eintragen.

 

Info-Kasten

Faire Technik

Als Betriebssystem läuft auf dem Fairphone Android, eine freie Software, die aus der Zusammenarbeit unter anderem von Linux und Google entsteht. Das Gerät hat einen 16-GB-Arbeitsspeicher, sowie zwei Kameras mit 8 MP (hinten) und 1,3 MP (vorne). Es kostet 325 Euro und ist zu bestellen über die Seite www.fairphone.com .

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