Schönrechnerei

Kommentar

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Von Wolfgang Mulke

18. Dez. 2012 –

Für die Bundesregierung ist die Welt noch in Ordnung. Altersarmut ist kein Problem, also ist auch keine Strategie dagegen vonnöten. Wohlfahrtsverbände und Gewerkschaften schauen auf die arbeitende Bevölkerung und entdecken Schattenseiten des Wohlstands. Fast jeder Sechste ist danach arm und Hartz IV schuld daran. So einfach kann die Welt sein, je nach Sicht der Dinge.


Vor allem die Bundesregierung muss sich den Vorwurf der Schönrechnerei gefallen lassen. Es ist bekannt, dass es der heutigen Rentnergeneration so gut geht wie keiner zuvor und wohl auch keiner zukünftigen mehr. Die Lage wird sich ändern. Vielleicht treffen die Hochrechnungen der Regierung sogar zu, nach der der Anteil der auf die Grundsicherung angewiesenen Alten sich in den nächsten 20 Jahren höchstens verdoppeln wird. Entscheidend ist aber nicht, wie viele Rentner dann über weniger als die rund 680 Euro des statistischen Existenzminimums verfügen, sondern wie viele tatsächlich arm sind und sich wesentliche Dinge wie Wohnen, Essen, Mobilität oder Strom nicht mehr leisten können. Dieses Schicksal droht deutlich mehr Menschen als der Gang zum Sozialamt.


Wie viele es sein werden, lässt sich nicht verlässlich prognostizieren. Ein Blick auf die heutige Einkommenslage der künftigen Rentnergenerationen verheißt nichts Gutes. Jeder vierte Arbeitnehmer hat einen niedrigen Lohn. Daraus können keine ausreichenden Ansprüche für den Ruhestand entstehen. Sage hinterher niemand, dass habe man nicht gewusst. Die Zeit für eine neue Strategie gegen die soziale Polarisierung ist längst gekommen.



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