• © Deutsche Bahn AG / Frank Barteld

Selbstkontrolle und E-Bikes am Bahnhof

Die Deutsche Bahn will mit neuen Serviceangeboten mehr Kunden binden. Wlan hält auch im Nahverkehr Einzug. Neue Fahrgastrekorde zeichnen sich ab.

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Von Wolfgang Mulke

06. Okt. 2017 –

Die Fahrgäste im ICE können sich wohl bald selbst während der Fahrt einchecken und die lästige Fahrscheinkontrolle dadurch vermeiden. Möglich macht dies ein Zusatz bei der Bahn-App auf dem Smartphone. Ist der reservierte Sitzplatz erreicht und der Passagier checkt mit dem Smartphone ein, wird dies dem Zugbegleiter auf seinem Kontrollgerät angezeigt. Der Kunde kann in Ruhe schlafen, statt noch einmal sein Ticket oder die Bahncard vorzuzeigen. Erprobt wird das Programm derzeit nur auf den Verbindungen Dortmund – Stuttgart sowie Hamburg – München. Im kommenden Jahr sollen weitere Strecken dazu kommen.

Eine weitere Neuerung der Bahn-App ist schon nutzbar. Noch während der Fahrt kann der Kunde online ein Ticket für den Verkehrsverbund am Zielort buchen. Mit zehn Verbünden hat das Unternehmen schon entsprechende Vereinbarungen getroffen. Beides sind Teile der Digitalisierungsstrategie, mit der der Verkehrskonzern neue Kunden gewinnen und an sich binden will. An diesem Donnerstag gab die Bahn einen Einblick in ihre Zukunftspläne.

Der in den vergangenen beiden Jahren teilweise schon verbesserte Service zahlt sich offenkundig aus. „Die Züge sind ziemlich voll“, sagt die Vorstandschefin der Fernverkehrssparte, Birgit Bohle. In diesem Jahr wird es einen neuen Fahrgastrekord geben. 68 Millionen Passagiere zählte das Unternehmen im ersten Halbjahr. Die Kapazitätsauslastung stieg um drei Prozentpunkte auf fast 55 Prozent an. Viel pünktlicher kommen die Züge aber noch nicht ans Ziel. Einer von fünf Zügen ist immer noch verspätet. Damit sei die Bahn nicht zufrieden, räumt Bohle ein. Der G20-Gipfel, die Streckensperrung bei Rastatt sowie Vandalismus haben der Bahn die Pünktlichkeitsbilanz verhagelt.

Für die Zukunft hat sich Bohle noch viel vorgenommen. Die Bahnhöfe sollen zum Beispiel verstärkt ins Zentrum der Reisenden gerückt werden. Künftig soll es neben Fahrrädern und Mietwagen dort auch E-Bikes und Lastenfahrräder zur Leihe geben. Auch sollen Gemeinschaftsarbeitsplätze für Geschäftsreisende an den Stationen eingerichtet werden. Unter anderem für Pendler richtet die Bahn neue Schließfächer ein. Dort können Lieferdienste bestellte Sendungen einlagern, die der Kunde dann abends nach der Rückkehr von der Arbeit mit nach Hause nehmen kann. In Hamburg sollen diese Schließfächer im kommenden Jahr Premiere feiern.

Alle Hände voll zu tun haben die Fahrplangestalter des Konzerns. Mit dem Winterfahrplan ab dem 16. Dezember fährt jeder dritte Fernzug eine andere Strecke als bisher. Grund ist die dann eingeweihte Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Berlin und München. Die Reisezeit zwischen beiden Städten verringert sich von gut sechs auf knapp vier Stunden. Damit verkürzt sich auch die Fahrzeit bei etlichen anderen Städteverbindungen. Gebucht werden können die Fahrten durch den Thüringer Wald erst ab dem 17. Oktober. Dann stehen auch die neuen Preise im Fernverkehr fest.

Gemeinsam mit einem Berliner Startup tüftelt die Bahn auch an deutlich verständlichen Ansagen an den Bahnhöfen. Die Gründer der Firma Holoplot haben ein Laufsprechersystem entwickelt, das Töne in einem engen Band zielgerichtet auch über größere Entfernung gleich laut übermitteln kann. Ein paar Meter weiter rechts oder links, zum Beispiel auf dem Nachbargleis, hört man davon nichts mehr.

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