Seniorenmangel im Internet
Verbraucherministerin will Rentner ins Netz locken
03. Nov. 2010 –
Bei der älteren Generation kommt das Internet noch nicht flächendeckend an. Nur jeder dritte Seniorenhaushalt hat einen Zugang zum weltweiten Netz. Das ergab eine Umfrage des Branchenverbands Bitkom. „Wir müssen die Ängste und Hemmschwellen vor dem Internet abbauen, aber gleichzeitig mögliche Risiken benennen“, wirbt Bundesverbraucherminister Ilse Aigner (CSU) für eine höhere Akzeptanz der virtuellen Welt.
Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer bedauert eine „gewisse Technik-Scheu und Sorgen vor den Gefahren in der Online-Welt“ in seiner Altersgruppe. Laut Umfrage ist die Bevölkerung in Sachen Internet gespalten. Bei den unter 65-jährigen hat die Computerwelt weitgehend Fuß gefasst. Mit Beginn des Rentenalters nimmt die Präsens im Netz deutlich ab. Von allen Internetnutzern in Deutschland ist nur jeder neunte älter als 65 Jahre.
Dabei sind die so genannten Silver Surfer, wie die Senioren mit Netzzugang auch genannt werden, mit dem Möglichkeiten des noch jungen Mediums zufriedener als der Durchschnitt. 95 Prozent der m Auftrag von Bitkom befragten Bürger betrachten das Netz als Gewinn durch nützliche Informationen. 86 Prozent sprachen von einem Zuwachs an Lebensqualität. Unterhaltsame Angebote spielen für die Senioren dagegen keine große Rolle.
Es sind auch nicht nur Gesundheitsangebote, auf die ältere Menschen im Netz zugreifen. Vielmehr stehen soziale Kontakte oft im Mittelpunkt des Interesses. Zwei von drei Silver Surfern haben alte Freundschaften aufgefrischt, jeder vierte sogar einen neuen Lebenspartner oder eine Lebenspartnerin gefunden. „Das Internet boomt als Freundschafts- und Partner-Netzwerk“, stellt Scheer fest. Der Experte rechnet mit weiter steigenden Mitgliederzahlen in den sozialen Netzwerken, die es zunehmend auch speziell für diese Zielgruppe geben wird.
Die Furcht vor Abzockereien ist allerdings bei den älteren Konsumenten weit verbreitet. Vier von zehn verzichten komplett auf Einkäufe oder Bankgeschäfte im Netz. Nur bei der Reisebuchung liegen alle Altersgruppen gleichauf.
Nachholbedarf sieht Scheer auch bei der Handynutzung von Senioren. Zwar verfügen bereist sieben von zehn Älteren über ein Mobiltelefon. Doch im Gegensatz zu den Jüngeren wird das Gerät auch tatsächlich fast nur zum Telefonieren benutzt. Nur jeder vierte schreibt auch einmal eine SMS, jeder achte fotografiert mit dem Apparat. Potenziale sieht Bitkom bei Handys mit speziellen Funktionen. „Häufig haben die Geräte eine Notruftaste“, nennt Scheer ein Beispiel. Auch gibt es Telefone mit einem GPS-Modul. Damit können vermisste Personen geortet werden.