• Prof. Dr. med. Margitta Worm
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„Silber hat sich in der Haut abgelagert“

Der Nutzen von Silberpartikeln in Alltagstextilien ist hoch umstritten. Kranken Menschen jedoch, kann die „Metallkleidung“ helfen. Prof. Dr. med. Margitta Worm, stellvertretende Leiterin des Allergie-Zentrums der Charité in Berlin, beantwortet die wichtig

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18. Sep. 2009 –

Mandy Kunstmann: Welchen Patienten kann Silber in der Kleidung helfen?

 

Margitta Worm: Menschen, die an Neurodermitis leiden, kann das zum Beispiel helfen. Silber wirkt ja antibakteriell, sprich es tötet Bakterien ab. Bestimmte Bakterien lösen auf der Haut von Neurodermitikern Entzündungen aus. Wenn diese abgetötet werden, reduziert sich auch die Entzündung.

 

Kunstmann: Müssen die Patienten dann alle Silberanzüge tragen?

 

Worm: Nein, nicht unbedingt. Das hängt davon ab, wo sich die Hautentzündung abspielt. Ist sie zum Beispiel an den Ellenbogen, an Händen oder Füßen, können die betroffenen Stellen mit silberhaltigen Materialien abgedeckt werden – eben je nach Bedarf. Für Säuglinge gibt es sogar Strampler. Mützen und Schals gibt es übrigens auch.

 

Kunstmann: Abgesehen von Neurodermitis, hilft Silber auch bei anderen Krankheiten?

 

Worm: Ja. Offene Beine können mit Silberhaltigen Wundauflagen behandelt werden.

 

Kunstmann: Übernehmen die Krankenkassen die Kosten für eine Behandlung mit Silbermaterialien?

 

Worm: Nun, man kann versuchen, eine Kostenübernahme bei der Kasse zu beantragen. Eine Regelleistung ist die Behandlung aber keineswegs. Die Krankenkassen entscheiden das für den Einzelfall.

 

Kunstmann: Helfen die Silberstoffe allen Neurodermitikern?

 

Worm: Das hängt auch vom Einzelfall ab. Ist die bakterielle Besiedlung gering, erzielt man eher Erfolge mit der antientzündlichen Behandlung. Bei Patienten, die sehr viele Bakterien auf der Haut haben, können die Materialen unterstützend wirken.

 

Kunstmann: Kann Silber nicht auch Allergien auslösen? Schließlich gibt es Nickelallergiker.

 

Worm: Theoretisch ja. Schließlich können alle körperfremden Stoffe, wie eben Nickel oder auch Duftstoffe, allergische Reaktionen auslösen. Praktisch ist das aber noch nicht vorgekommen.          

 

Kunstmann: Hilft Silber auch in anderer Form als in Textilien gegen Krankheiten?

 

Worm: Früher gab es so genannte Rollkuren für Magenpatienten. Menschen die unter Magengeschwüren litten, bekamen silberhaltige Lösungen verabreicht. Damals hat man aber beobachtet, dass sich Silberpartikel bei einigen Patienten in der Haut ablagerten. Die sind dann regelrecht grau geworden. Das war aber eine andere Silberform als in den verwendeten Stoffen heute.

 Kunstmann: Ist Silber in den Textilien nicht eher gefährlich? Schließlich weiß man, dass es sich beim Waschen lösen kann. Könnte das Silber dann nicht auch in die Haut eindringen?

 

Worm: Tatsächlich ist das derzeit Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion. Bisher gibt es dafür aber noch keine Hinweise.

 

Kunstmann: Manche Menschen trinken Silberwasser. Das soll wie ein Antibiotikum wirken. Was halten Sie davon?

 

Worm: Falls die Menschen eine Wirkung verspüren, halte ich das für einen Placeboeffekt. Die Mengen in dem Wasser sind viel zu gering für eine antibakterielle Wirkung. Wer einen wirklichen Effekt erzielen möchte, müsste wirklich sehr, sehr viel davon trinken.  

 

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