So klappt das nie

Kommentar zum EU-Interrail-Ticket

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Von Hannes Koch

27. Mär. 2017 –

Welch wunderbarer Vorschlag: Jeder EU-Bürger soll zum 18. Geburtstag ein Interrail-Ticket geschenkt bekommen. Damit könnten die jungen Leute ein paar Wochen per Bahn kostenlos durch 27 Staaten touren, feiern, Freunde finden, lernen, wie die anderen leben. Manfred Weber plädiert dafür, er ist Fraktionschef der Europäischen Volkspartei im EU-Parlament. Millionen werden ihm Recht geben, weil sie solche Reisen während der vergangenen vier Jahrzehnte schon unternommen haben: So lässt Europa sich erleben.


Welch klägliches Programm aber ist nun dabei herausgekommen. EU-Kommissarin Violeta Bulc (Verkehr) und ihr Kollege Tibor Navracsics (Jugend) haben am Montag erklärt, dass im kommenden Jahr maximal 7.000 Schüler ein Gratis-Ticket erhalten sollen. Sie müssen sich bewerben, einen Stapel Formulare aus- und zahlreiche Kriterien erfüllen. 2,5 Millionen Euro will die Kommission spendieren, anstatt ein paar hundert Millionen, wie Weber anregt.


Diese Initiative bestätigt das Vorurteil gegenüber der Brüsseler Bürokratie: Die EU macht die Gurke gerade. Dabei ist Europa gerade in einer misslichen Lage. Viele Erwachsene bezweifeln, dass die internationale Kooperation einen Sinn hat. Um die Stimmung zu drehen, muss man die Vorzüge der Union herausstreichen. Sie müssen im Alltag spürbar werden, am besten mit einem Paukenschlag. Interrail für alle ist eine super Idee. Für den Kommissionsplan dagegen gilt die Textzeile der Band Wir sind Helden: „Aurelie, so klappt das nie.“

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