So könnte es weiter gehen

Viele Möglichkeiten bleiben Zypern nicht

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Von Wolfgang Mulke

20. Mär. 2013 –

Die Zeit für eine Lösung der Krise Zyperns ist begrenzt. Die Öffnung der Banken auf der Mittelmeerinsel kann höchstens bis zum kommenden Dienstag herausgeschoben werden. Es gibt verschiedene Szenarien für die nächsten Tage.


Zypern bleibt beim Nein zu einer Selbstbeteiligung an den Finanzhilfen


Das wäre für das Land die Entscheidung mit den schlimmsten Folgen. Nach Öffnung der Banken ist ein Kundenansturm zu erwarten. Die Sparer plündern ihre Konten und treiben die Institute damit in die sofortige Pleite. „Der Staat wäre in der Folge zahlungsunfähig“, glaubt der Chefanalyst der Bremer Landesbank, Folker Hellmeyer. Dieser Fall käme auch die meisten Sparer sehr teuer. Statt der abgelehnten Abgabe von knapp sieben oder zehn Prozent geht dann ihr ganzes Geld verloren. Die Einlagensicherung des Landes dürfte kaum in der Lage sein, die Spargroschen zu garantieren. Für die Bevölkerung wären die Folgen einer unkontrollierten Staatspleite auf lange Sicht schmerzhaft. Vermögen aus dem Ausland würden abgezogen, der Staat könnte seine Beschäftigten nicht mehr bezahlen und die Wirtschaft bräche zusammen. Deshalb rechnen Fachleute auch mit einem Einlenken der verantwortlichen Politiker in letzter Minute.


Die Eurozone verzichtet auf eine Beteiligung der Zyprioten an der Rettung ihrer Banken


Dieses Szenario ist eher unwahrscheinlich. Wenn die Eurozone vor dem kleinen Inselstaat einknickt, käme es einem Offenbarungseid der Machtlosigkeit gleich. Die Währungsgemeinschaft kann sich auch um den Preis der Staatspleite eines Mitgliedslandes nicht erpressen lassen. Zudem wurden offenkundig Vorkehrungen getroffen, die ein Übergreifen der Krise auf andere Länder verhindern sollen. Denkbar ist allenfalls, dass sich die Troika im Gegenzug für höhere Kredite an Zypern Erlöse aus den zu erwartenden Einnahmen für Gas- und Öllieferungen sichert. Bis die Förderung läuft, vergehen aber noch Jahre. „Gering“ sei die Wahrscheinlichkeit dieses Handels, urteilt Hellmeyer.


Das Parlament Zyperns entscheidet erneut über eine Abgabe für Sparer und nimmt das Gesetz an


Diese Möglichkeit ist dann wahrscheinlich, wenn die Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern wie Russland ergebnislos bleiben. Dann bliebe den Abgeordneten faktisch nur die Wahl zwischen einer schnellen Insolvenz des Staates oder der unbeliebten Sondersteuer für Sparer. Da letzteres das kleinere Übel darstellt, werden sich vermutlich ausreichend viele Parlamentarier umstimmen lassen. Anschließend könnte die Regierung per Dekret verhindern, dass in kurzer Zeit große Vermögen außer Landes gebracht werden.


Putin wird zum Retter Zyperns


Russland hat aus mehreren Gründen ein Interesse an der viel kleineren Mittelmeerinsel. Moskauer Banken würden bei einer Staatspleite viel Geld verlieren. Auch haben die mächtigen Oligarchen viele Milliarden Euro auf zyprischen Banken gehortet. Dazu kommt noch ein strategischer Reiz für eine Zusammenarbeit. Das russische Militär ist im Mittelmeer schwach vertreten und sein Stützpunkt in Syrien durch den Bürgerkrieg gefährdet. Außerdem könnte das zu erwartende Geschäft mit zyprischen Öl und Gas für Russland interessant sein. Mit finanzieller Hilfe kann sich das Riesenreich womöglich schon heute den Zugriff auf die Vorkommen sichern.







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