Soja - die andere Seite

Ist Soja wirklich öko? Der Anbau liefert den Treibstoff der globalen Fleischindustrie

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Von Hannes Koch

09. Jan. 2014 –

Sie wollen ihren Lebensmittelkonsum nachhaltiger gestalten. Sie möchten ein Zeichen setzen gegen die Produktion von zu viel Fleisch. Veganer, Vegetarier oder Menschen, die ab und zu bewusst auf Schnitzel und Wurst verzichten, haben oft die schädlichen Folgen konventioneller Ernährung im Sinn. Aber ist das Sojawürstchen, das das Steak auf dem Grill ersetzt, wirklich öko?

 

Die Begeisterung für Soja hat zwei Seiten. Einerseits liefert die Sojapflanze Nahrungsmittel, die Fleisch ersetzen. So betrachtet kann der zunehmende Konsum von Tofuburgern und anderen Sojaprodukten die potenziell schädlichen Auswirkungen der globalen Fleischproduktion reduzieren. Weniger Flächen in aller Welt werden für die Herstellung von Tierfutter gebraucht, mehr Land steht für den Anbau von Grundnahrungsmitteln zur Verfügung.

 

Andererseits ist Soja mittlerweile ein entscheidender Treibstoff der Fleischproduktion, beispielsweise in Deutschland. Große Mengen werden als eiweißhaltiges Kraftfutter in den Hochleistungsställen eingesetzt, damit Millionen Schweine, Hühner und Rinder möglichst schnell wachsen. Auch in den landwirtschaftlichen Betrieben, die Milchvieh halten oder Eier produzieren, wird Soja wichtiger.

 

Fast 80 Prozent des weltweiten hergestellten Soja gelangen als Futtermittel auf Bauernhöfe und in Agrarfabriken, sagt Birgit Wilhelm, Expertin der Umweltorganisation World Wide Fund For Nature (WWF). Wichtige Herkunftsländer sind die USA, Brasilien und Argentinien. „Soja wird zum großen Teil in agrarindustriellen Monokulturen angebaut, mit massiven negativen Umweltfolgen und vielerlei sozialen Problemen“, so Wilhelm. Pestizide und Dünger gerieten in die Gewässer, wertvolle Wälder gingen verloren.

 

Diesen Punkt sieht auch der Deutsche Bauernverband (DBV), die Vertretung der Landwirte. „Die Abholzung des Regenwaldes in Brasilien betrachten wir mit Sorge. Alternativen zu entwickeln, ist dringend nötig,“ sagt Roger Fechler, DBV-Referatsleiter. Warnungen vor zu viel Soja im Stall relativiert er aber: „Nur knapp acht Prozent des in Deutschland verwendeten Futters kommen aus dem Ausland.“

 

Was viele Verbraucher nicht wissen: „Wir gehen davon aus, dass rund vier Fünftel der Soja-Futtermittel, die deutsche Landwirte einsetzen, genverändert sind“, so Fechler. Der Bauernverband betrachtet das nicht als Problem, denn die entsprechenden Soja-Sorten haben eine Zulassung der EU. Der WWF dagegen kritisiert den zunehmenden Gentechnik-Einsatz. Ein Grund: Fleisch, Milch, Butter, Joghurt oder Eier, die mit Gentech-Sojafutter produziert wurden, müssen keine Kennzeichung tragen.

 

Bei Sojaprodukten, die als Nahrungsmittel für Menschen verkauft werden, ist das anders. Sie unterliegen der Kennzeichnungspflicht. Weil die Hersteller um die kritische Haltung der deutschen Konsumenten wissen, findet man deshalb genveränderte Lebensmittel kaum in deutschen Geschäften. Aus einem weiteren Grund müssen sich Käufer von Sojawürstchen und Tofuburgern wenig Sorgen machen: Die Produktionsketten von Soja für Futter- und Nahrungsmittel sind meist getrennt, die geografische Herkunft ist oft unterschiedlich.

 

Noch unproblematischer sind ausgewiesene Bioprodukte. Diese dürfen in der Regel keine genveränderten Bestandteile enthalten. Die Verwendung von manipuliertem Sojafutter für Biofleisch ist ausgeschlossen. Wer dabei hundertprozentig sicher sein will, sollte genau lesen, was die einzelnen Biosiegel und Marken erlauben, und was nicht. Eine Garantie bietet diesbezüglich das EU-Siegel „Ohne Gentechnik“.

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