Spagat

Kommentar

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Von Wolfgang Mulke

21. Apr. 2010 –

Zuhause pfui, draußen hui. So ließe sich die aktuelle Situation der Deutschen Bahn beschreiben. Hier funktioniert die Technik nicht richtig, sind Verspätungen an der Tagesordnung und viele Kunden unzufrieden. Dort tritt der Konzern als wichtiger Mitspieler in der Verteilung der europäischen Transportindustrie auf. Da drängt sich die Frage regelrecht auf, ob die Bahn nicht erst vor ihrer eigenen Türe kehren sollte, bevor sie sich neue Aufgaben jenseits der Grenzen aufhalst, in dem sie zum Beispiel mit Milliardeneinsatz das britische Unternehmen Arriva übernimmt.

 

Doch die Bahn muss beides leisten, wenn sie auf Dauer erfolgreich bleiben will. Das ist auch im Interesse der Steuerzahler und Bahnfahrer. Derzeit wird der Transportmarkt europaweit aufgemischt. Als eine der größten Bahnen haben die Deutschen die Chance, ganz vorne mitzuspielen. Es geht nicht nur darum, in anderen Ländern möglichst viel Geld zu verdienen. Es geht auch darum, grenzüberschreitende Verkehre zu organisieren. Im Inland hat die Bahn keine großen Wachstumsmöglichkeiten mehr. Im Gegenteil. Der Wettbewerb nimmt zu und der Platzhirsch verliert Marktanteile an Konkurrenten, die meist selbst Töchter großer Konzerne sind.

 

Die einfache Formel, die Deutsche Bahn sorgt hierzulande für einen funktionierenden Schienenverkehr und alles wird gut, geht nicht auf. Dann picken sich die Konkurrenten die Rosinen heraus und überlassen der Bahn die weniger süßen Früchte. Das kann weder dem Fahrgast noch dem Steuerzahler schmecken. Ein schwaches Unternehmen kann auf Dauer nicht genügend in moderne Züge und Bahnhöfe stecken. Der Eigentümer müsste eine Wertminderung hinnehmen, ohne dass damit irgendwelche gesellschaftlichen Vorteile verbunden wären. Es bleibt also nur der Spagat, mit einem Bein im Inland, mit einem im Ausland.

 

 

 

 

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