Staatlich verordnetes Piepen

Rauchmelder sollen in Berlin ab 2016 zur Pflicht werden. Die Stadt wäre damit das 14. Bundesland, das die Rauchmelderpflicht einführt.

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23. Okt. 2015 –

Die Berliner Senatsverwaltung will eine Rauchmelderpflicht für Wohnungen einführen. In Neubauten sollen die handtellergroßen Plastikboxen ab 2016 in allen Schlaf- und Kinderzimmern sowie in den Fluren an der Decke hängen. In bestehenden Wohnungen haben die Besitzer bis 2020 Zeit, entsprechend Rauchmelder nachzurüsten. Geregelt wird das Vorhaben durch eine Novelle der Berliner Bauordnung.

Die Rauchmelderpflicht gibt es in Deutschland bereits in 13 Bundesländern. Nur Berlin, Brandenburg und Sachsen hatten eine verpflichtende Regelung bisher abgelehnt. Feuerwehr, Versicherungen, Hersteller und Dienstleister rund um den Rauchmelder sprechen sich seit langem für eine bundesweite Pflicht aus. Sie haben sich im „Forum Brandrauchprävention“ e.V. zusammengeschlossen und werben mit ihrer Kampagne „Rauchmelder retten Leben“ seit 15 Jahren für die Rauchmelderpflicht.

Mit Erfolg. Rheinland-Pfalz führte die Pflicht 2003 als erstes Bundesland ein. Weitere Länder folgten und bescherten den Unternehmen hohe Auftragszahlen. Obwohl eigentlich die Vermieter für die Installation aufkommen sollen, landen diese Kosten meist „bei den Mietern“, sagt David Eberhart, Sprecher des Verbands der Wohnungsunternehmen (BBU). Der BBU geht von 27 Euro jährlichen Mehrkosten pro Wohnung für Vermieter aus.

Der Berliner Mieterverband begrüßt das Vorhaben dennoch. „Das ist eine Sicherheitsmaßnahme, die wir grundsätzlich positiv sehen. Sie kann Menschenleben retten“, erklärt Wibke Werner, Mitarbeiterin der Geschäftsführung vom Berliner Mieterverband. Dass die Mieter die Kosten für die Wartung in jedem Fall selbst übernehmen sollen, sei unerfreulich,  aber kaum vermeidbar. „Die Alternative wäre, dass den Mietern die Wartung selbst überlassen bleibt.“ Damit ginge jedoch das Risiko einher, „dass die Wartungspflicht vernachlässigt wird“, so Werner.

Die Zahl der Todesopfer durch Wohnungsbrände ist seit Jahrzehnten Rückläufig. Seit 1990 hat sie sich halbiert. Das liegt vor allem an der Rauchmelderpflicht, behauptet das Forum „Brandrauchprävention“. Der stärkste Rückgang der Todesopfer erfolgte jedoch zwischen 1990 und 2000. Jahre vor der Einführung der Rauchmelderpflicht. Zwar sind die Zahlen weiterhin rückläufig, fallen jedoch bei weitem nicht mehr so stark wie noch in den 90er Jahren.

Es ist damit nicht getan, dass so ein Ding an der Decke hängt“, weiß Eberhart. Der BBU fordert, das Thema Brandprävention ganzheitlicher anzugehen. Anstatt den Bürgern immer mehr vorzuschreiben, sollte verstärkt auf Aufklärung gesetzt werden. Viele Brände entstehen durch fahrlässiges Verhalten, meint Eberhart. Dagegen ist leider auch der Rauchmelder machtlos. 

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