Staatsaufträge halten den Bau über Wasser

Bauwirtschaft rechnet mit mäßigen Einbußen / Kein Beschäftigungsabbau geplant

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Von Wolfgang Mulke

07. Jan. 2010 –

Die staatlichen Konjunkturprogramme haben den Bau vor dem Absturz bewahrt. Im vergangenen Jahr gingen die Umsätze zwar um vier Prozent zurück und 2010 rechnet die Branche mit einem Minus von 1,5 Prozent. Im Vergleich zu den Verlusten von fast 20 Prozent in der Industrie stehen die Unternehmen aber noch gut da. „Die Bauwirtschaft hat gute Chancen, auch das zweite Jahr der Wirtschaftskrise mit einem blauen Auge zu überstehen“, sagte der Chef des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, Herbert Bodner, am Donnerstag in Berlin.

 

Die öffentlichen Aufträge und ein erstaunlich robuster Wohnungsbau haben Schlimmeres verhindert. Denn die Wirtschaft investierte deutlich weniger in neue Gebäude und Sanierungen. Auch 2010 ruht die Hoffnung des Baus auf den staatlichen Programmen, die seit dem letzten Sommer richtig ins Rollen gekommen sind. Allein der Bund gibt in beiden Jahren zusätzlich 3,3 Milliarden Euro aus, vor allem für die Verkehrswege. Die Länder steigerten ihre Bauausgaben um 160 Millionen Euro. Den Löwenanteil an Aufträgen verteilen die Kommunen. Bis Mitte November haben Städte und Gemeinden 29.000 Einzelvorhaben im Wert von über elf Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Die volle Wirkung wird die Bauwirtschaft erst 2010 spüren, wenn die meist kleinen Investitionen beendet und abgerechnet worden sind. Danach könne es allerdings für viele Betriebe eng werden, fürchtet der Verband. „Unsere Sorge richtet sich heute eher auf das Jahr 2011“, erläuterte Bodner.

 

Entwarnung gibt der Verband auch für die Beschäftigten am Bau. Auch in diesem Jahr komme es allenfalls zu einem geringen Stellenabbau. 2009 blieb die Zahl mit rund 700.000 nahezu konstant, ebenso wie die Zahl der Lehrstellen.

 

Düstere Vorahnungen beschleichen Bodner mit Blick auf den Bundeshaushalt. Rund zehn Milliarden Euro will der Finanzminister jährlich einsparen. Das könnte schnell zu Lasten der Investitionshaushalte gehen, von denen die Bauwirtschaft besonders profitiert. Deshalb will der Verband zumindest die Verkehrsinvestitionen aus dem Etat herauslösen. Der Bau und Erhalt des Straßennetzes soll dann von den Nutzern selbst bezahlt werden, die im Gegenzug von der Kfz-Steuer oder der Mineralölsteuer entlastet werden sollen. Die Industrie schlägt die Einführung einer Maut für Pkw vor, die vergleichsweise schnell über eine elektronische Vignette umgesetzt werden könnte. 100 Euro soll die Jahreserlaubnis kosten, die etwa vier Milliarden Euro einbringen würde. Das Geld soll direkt zurück in den Straßenbau fließen.

 

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