Stromkabel-Bauer bitten Bürger um Kritik
Netzbetreiber planen 2.800 Kilometer neuer Starkstromleitungen. Jeder kann Stellung nehmen.
30. Mai. 2012 –
Innerhalb der kommenden fünf Jahre sollen rund 2.800 Kilometer zusätzlicher Höchstspannungsleitungen durch Deutschland gebaut werden. Damit wollen die vier großen Netzbetreiber unter anderem den Windstrom von der Nordsee nach Süddeutschland schicken. Am Mittwoch gaben die Unternehmen die wahrscheinlichen Anfang- und Endpunkte bekannt.
Ingesamt wollen die Netzbetreiber Amprion, Transnet, Tennet und 50Hertz 3.800 Kilometer neuer Stromtrassen anlegen. Etwa 1.000 Kilometer sind aber schon in Planung oder Bau. Wo die zusätzlichen 2.800 Kilometer ungefähr verlaufen sollen, steht nun im Mittwoch veröffentlichten Netzentwicklungsplan. „Bis 2017 wollen wir mit den Leitungen fertig sein“, sagte Amprion-Geschäftsführer Klaus Kleinekorte.
Bis Ende des Jahres wird die Bundesnetzagentur den Entwicklungsplan prüfen und genehmigen. Dann soll ihn der Bundestag beschließen. Wahrscheinlich ab 2013 werden auf dieser Basis die genauen Verläufe der Kabel festgelegt. Zusätzlich zum Neubau wollen die Firmen rund 4.100 Kilometer bestehender Leitungen erweitern und modernisieren. Alles zusammen soll etwa 20 Milliarden Euro kosten.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz kritisierte, dass die Netzbetreiber möglicherweise zu viele Leitungen planten. Einige könnten sich als überflüssig erweisen, weil durch Energieeinsparung und dezentrale Stromproduktion der Bedarf sinke. Für die Deutsche Umwelthilfe ist der Plan dagegen ein erster Schritt „in die richtige Richtung“.
Gerd Rosenkranz, der politische Leiter der DUH, begrüßte, dass der große Teil des Neubaus in Gleichstrom-Technik stattfinden solle. Diese sei dafür prädestiniert, Strom über große Strecken zu leiten. Rosenkranz sieht darin die Bestätigung, dass die Trassen vor allem dem Transport von Windenergie vom Meer dienen sollen, und nicht der kleinräumigeren Verteilung von Kohle- oder Atomenergie.
Die Gleichstrom-Technik könnte auch dazu beitragen, vielen Bürger einige Sorgen zu nehmen. Derartige Leitungen geben weit weniger Strahlung ab, als Wechselstromkabel.
Mit der Veröffentlichung des Planes beginnt nun auch die Bürgerbeteiligung. „Jeder Bürger kann sich einloggen“, sagte Amprion-Geschäftsführer Kleinekorte. Auf der Internetseite der Netzfirmen (www.netzentwicklungsplan.de) kann jeder, der sich betroffen fühlt, eine Stellungnahme einreichen. Auch schriftliche Kommentare per Post sind möglich. Bei den vier Firmen stehen rund 40 Mitarbeiter zur Verfügung, die die Anliegen bearbeiten. Die Unternehmen müssen die Argumente berücksichtigen. Diese Konsultation läuft bis zum 10. Juli.
Info-Kasten
Die neuen Gleichstrom-Korridore
1. Emden/ Niedersachsen – Lingen – Niederrhein/ westliches Ruhrgebiet – Osterath bei Düsseldorf/ NRW
2. Osterath/ NRW – Köln – Koblenz – Worms – Philippsburg/ Baden-Württemberg
3. Wehrendorf bei Osnabrück/ Niedersachsen – Paderborn – Gießen - Urberach bei Frankfurt/M. /Hessen
4. Brunsbüttel, Kaltenkirchen/ Schleswig-Holstein – Hannover – Kassel – Würzburg - Goldshöfe bei Schwäbisch-Gmünd/ Baden-Württemberg
5. Lauchstädt/ Sachsen-Anhalt – Gera – Bayreuth – Nürnberg – Meitingen bei Augsburg/ Bayern
Diese neuen Stromleitungsprojekte sind eine Auswahl basierend auf Angaben der Netzbetreiber (www.netzentwicklungsplan.de). Die Streckenverläufe sind noch nicht genau festgelegt und stellen nur Korridore in Luftlinie dar.