Stromnetz soll intelligent werden

Haushalte bekommen Anspruch auf Smart Meter

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Von Björn Hartmann

21. Apr. 2023 –

Stromverbrauch wird in den vielen deutschen Haushalten immer noch gemessen wie in sechziger Jahren: Im Zähler dreht sich ein waagerechtes Rad, Ziffern zeigen die seit Einbau des Geräts verbrauchte Strommenge an, einmal im Jahr kommt der Ableser, dann gibt es eine Stromrechnung. Die Technik erlaubt inzwischen deutlich mehr. Und für die Wende weg von fossilen Brennstoffen hin zu mehr erneuerbaren Energiequellen ist moderne Technologie dringend nötig. Bei Smart Metern, intelligenten Zählern, war Deutschland trotz hehrer Ziele bisher eher langsam dabei. Ein neues Gesetz soll das beschleunigen. Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was ist ein Smart Meter?

Smart Meter bestehen aus einem oder mehreren digitalen Zählern und einem sogenannten Gateway, der Daten sendet und empfängt. Über ihn kann der Verbrauch aus der Ferne abgelesen und die Anlage gewartet werden. Smart Meter gibt es für Wärme, vor allem aber für Strom. In der Vergangenheit bauten die Netzgesellschaften meist nur digitale Zähler ein, die sich nicht aus der Ferne ablesen lassen. Im Vergleich zum klassischen Zähler, bei dem sich meist ein waagerechtes Rad dreht, können sie allerdings schon den Verbrauch der vergangenen Woche oder des vergangenen Monats angeben. Um die Werte ablesen zu können, müssen am Zähler bestimmte Knöpfe gedrückt werden – eine sehr fummelige Sache, die sich die meisten Bundesbürger wohl sparen.

Warum sind Smart Meter wichtig?

Im Zuge der Energiewende entwickelt sich Deutschland weg von einigen großen Kraftwerken, die Energie liefern, hin zu vielen kleineren Stromerzeugern – vor allem Wind- und Solaranlagen. Das Stromnetz wird dabei wichtiger. Daten darüber, wann wo wie viel erzeugt und eingespeist wird, und über den genauen Verbrauch helfen, das System stabil zu halten und Energie optimal zu nutzen. Ohne die Smart Meter ist die Energiewende nach Ansicht von Experten nicht möglich.

Und was hat der Verbraucher davon?

Wer einen Smart Meter hat, kann  selbst recht unkompliziert jederzeit seinen Verbrauch ansehen. Eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom ergab, dass sich 74 Prozent der Bundesbürger genauere Informationen über Stromfresser wünschen, um gezielt sparen zu können. „Der eigene Verbrauch wird perspektivisch etwa per Smartphone-App so einfach abzulesen sein wie der Spritverbrauch beim Auto oder der Ladestand des Handys“, sagt Bitkom-Chef Bernhard Rohleder.

Was sind dynamische Tarife und ab wann gibt es sie?

Dank der Zähler werden auch neuartige Stromtarife möglich, bei denen sich Geld sparen lässt. Sie heißen dynamische Tarife und sollen dazu anregen, Strom dann zu verbrauchen, wenn es viel gibt und er billig ist. das gilt zum Beispiel für die Waschmaschine oder die Ladebox des E-Autos. Steuern lässt sich das am besten per App über das Mobiltelefon. Der Essener Versorger Eon bietet solche dynamischen Tarife bereits an. Das skandinavische Unternehmen Tibber ebenfalls. Von 2025 an sind alle Versorger dazu verpflichtet.

Wann wird ein Smart Meter eingebaut?

Grundsätzlich gilt für Haushalte: Bei einem jährlichen Stromverbrauch von mehr als 6000 Kilowattstunden ist ein Smart Meter Pflicht. Für Haushalte mit weniger Verbrauch ­ und das sind die meisten – kann ein solches Gerät eingebaut werden. Es soll künftig bei Interesse binnen vier Monaten installiert sein. Allerdings gilt das erst von 2025 an. Im ersten Entwurf des Gesetzes war 2024 vorgesehen. Wer bereits selbst Strom ins Netz einspeist, etwa aus der Solaranlage mit mehr als sieben Kilowatt Leistung auf dem Hausdach, braucht bereits jetzt einen Smart Meter, der den Stromfluss auch in beide Richtungen messen kann.

Wer baut die Zähler ein und was kostet das?

Verantwortlich für den Einbau ist der Betreiber des jeweiligen Verteilnetzes. Es verbindet die großen Überlandleitungen mit den Haushalten. Das können regionale Unternehmen sein oder Eon. Der Konzern verfügt über das größte Verteilnetz in Deutschland. Wie viele solcher Geräte insgesamt bereits verbaut sind, ist nicht bekannt. Das neue Gesetz deckelt die Kosten für den Normalbürger bei 30 Euro. die jährlichen Betriebskosten sind auf maximal 20 Euro festgeschrieben. Wer steuerbare Geräte betreibt, die steuerbar sind, etwa Wärmepumpen, muss höchstens 50 Euro pro Jahr zahlen.

Warum muss der Einbau in Deutschland beschleunigt werden?

Smart Meter sollen bereits seit Jahren eingebaut werden. Die entsprechende EU-Richtlinie ist von 2009. Ursprünglich sollten intelligente Zähler bereits 2020 Standard sein. In anderen Ländern wird bereits die zweite Generation der Gerät eingebaut. In Deutschland verhinderten bisher unter anderem Bürokratie und aufwändige Sicherheitsvorgaben für die Montage, dass die Geräte flächendeckend eingebaut werden. Auch scheuten viele Haushaltskunden die hohen Kosten der Smart Meter und ließen sich nur einen einfacheren neuen Zähler einbauen. Eine andere Hürde fällt auch weg: Bisher durften Geräte erst eingebaut werden, wenn mindestens drei Hersteller sie anboten. Das Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnologie musste sie freigeben. Das entfällt. Inzwischen gibt es mehr Geräte, zudem lassen sie sich aus der Ferne per Update aktualisieren.

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