Suche nach der besseren Ökostrom-Förderung

Um Verbraucherpreise zu dämpfen, plädiert die Monopolkommission ein Quotensystem

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Von Hannes Koch

05. Sep. 2013 –

Die komplette Abkehr vom gegenwärtigen System der Ökostrom-Förderung hat die Monopolkommission der Bundesregierung vorgeschlagen. Die Wissenschaftler, deren Aufgabe es ist, den freien Wettbewerb zu unterstützen, erklären unter anderem, die gegenwärtige Ökostromumlage sei für die Verbraucher zu teuer. Dieses Gutachten wird in die Reform einfließen, die die neue Bundesregierung nach der Wahl anschiebt.

 

Was ist das Problem beim Strom?

Der Preis für Elektrizität steigt deutlich schneller als die Inflationsrate. Seit 2000 hat er sich auf jetzt durchschnittlich 28,7 Cent pro Kilowattstunde mehr als verdoppelt. Eine Ursache: Die Ökoumlage, mit der die erneuerbaren Energien finanziert werden, wächst. 2007 überstieg sie erstmals einen Cent pro Kilowattstunde, im nächsten Jahr werden es mehr als sechs Cent sein. Aber auch die Strromversorger beanspruchen höhere Beträge. Gut 14 Cent – etwa die Hälfte des kWh-Preises geht an sie. Es gibt Hinweise, dass die Unternehmen den sinkenden Strompreis an der Börse nicht an die Verbraucher weitergeben.

 

Wieviel bezahlen die Haushalte für Ökostrom?

Unterstellt man, dass ein Durchschnittshaushalt 3.500 kWh Strom pro Jahr verbraucht, schlägt die Umlage für Ökoenergie ab Anfang 2014 mit etwa 210 Euro zu Buche – 17,50 Euro monatlich. Bei einem Jahresverbrauch von 2.500 kWh sind es 150 Euro oder 12,50 Euro pro Monat. Das ist etwa ein Fünftel der gesamten Stromrechnung.

 

Wie funktioniert die bisherige Förderung für regenerative Energie?

Wer beispielsweise Strom mit Wind- oder Solarkraftwerken produziert, bekommt einen festen Vergütungssatz. So erhalten Windanlagen an Land zunächst neun Cent, größere Photovoltaik-Anlagen beispielsweise 13 Cent. Diese Vergütung wird für 20 Jahre gezahlt. Sie sinkt für neue Kraftwerke aber permanent. Begründung für die Förderung: Die Ökokraftwerke produzieren meist noch zu teuer, um alleine am Markt bestehen zu können. Finanziert wird die Vergütung, indem man sie auf alle privaten Haushalte und auf die meisten Unternehmen umlegt. Das ist die Ökoumlage, siehe oben.

 

Worin unterscheidet sich ein Quotensystem?

Daniel Zimmer, Chef der Monopolkommission, sagte am Donnerstag: „Wir empfehlen eine radikale Umsteuerung“. Nicht der Preis für erneuerbare Energie würde künftig festgesetzt, sondern die zu produzierende Menge. Beispielsweise könnte die Bundesregierung von der Stromversorgern verlangen, jedes Jahr drei Prozent mehr Ökoenergie bereitzustellen. Wie die Firmen das tun, bliebe ihnen überlassen. Vorzugsweise würden sie die billigste Variante wählen, heute sind das Windkraftwerke an Land. Teure Verfahren, wie beispielsweise Solaranlagen, kämen vermutlich kaum noch zum Zuge. Davon verspricht sich die Kommission, dass die Verbraucherpreise gedämpft werden.

 

Hat das Quotensystem Nachteile?

Unter anderem das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hält die Quote für schlecht. Erstes Argument: Die Kosten für die Verbraucher könnten sogar steigen. Weil die Ökostromer nicht wüssten, welchen Preis sie später erzielen, rechneten sie möglicherweise hohe Risikoaufschläge ein. Zweitens: Die nahezu komplette Versorgung mit erneuerbarem Strom bis 2050, die die Bundesregierung plant, sei mit einer Quote nicht zu schaffen. Irgendwann stehe zwar Deutschland voller billiger Windräder, aber die Weiterentwicklung von Solar- und Biomassekraftwerken oder auch Speichern sei vernachlässigt worden.

 

Schweden als Vorbild?

21 von 27 Länder der EU haben Vergütungsysteme ähnlich dem deutschen, sechs eine Förderquote für Ökoenergie: Belgien, Großbritannien, Italien, Polen, Rumänien und Schweden. Dieses Beispiel empfiehlt die Monopolkommission. Der Ausbau der Erneuerbaren kommt dort gut und billig voran. Das DIW dagegen sagt: Schweden sei mit Deutschland nicht vergleichbar, weil dort bisher vor allem Wasserturbinen liefen und Holz verfeuert werde – Möglichkeiten, die Deutschland nicht zur Verfügung stünden. In die teure, aber notwendige Weiterentwicklung von Wind, Sonne, Biogas und so weiter habe Schweden bisher kaum investiert.

 

Wie geht es weiter?

Nach der Bundestagswahl wird es schätzungsweise zu einer Reform des bestehenden Vergütungsmodells unter anderem mit niedrigeren Fördersätzen kommen. Das erklären sowohl die Regierungskoalition als auch die Opposition. Ein radikaler Wechsel ist fraglich, denn zuviele Bürger und Unternehmen profitieren bereits vom gegenwärtigen Fördersystem.

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