Überzogen
Kommentar
30. Sep. 2013 –
Alles wird teurer, auch die Bahn. Doch in diesem Jahr fällt die Preiserhöhung im Dezember doch zu happig aus, auch wenn das Unternehmen es anders darstellt. Auf besonders stark frequentierten Linien liegt der Aufschlag weiter über der allgemeinen Teuerungsrate. Und die Nahverkehrskunden, die in der Regel nicht auf andere Transportmittel ausweichen können, werden ebenfalls deutlich stärker zur Kasse gebeten. Da hilft es auch wenig, dass manche Tarife stabil gehalten werden, um Stammkunden auf bestimmten Strecken, junge Fahrgäste und Senioren bei der Stange zu halten.
Besonders ärgerlich ist der Aufschlag bei den Reservierungsgebühren. Die Kunden der Bahn leiden seit langem unter überfüllten Zügen, weil es an ausreichend vielen Zügen mangelt. In Stoßzeiten finden viele Fahrgäste nur einen Stehplatz im ICE. Diesen Mangel an Plätzen haben sie nicht verschuldet, werden dafür aber praktisch mit einer Strafgebühr belegt, wenn sie sich deshalb vorab einen Sitzplatz sichern wollen. Etwas mehr Demut angesichts der vom Unternehmen mitverschuldeten Misere stünde der Bahn gut zu Gesicht.
Ansonsten bleibt Bahnchef Rüdiger Grube seiner Linie treu. Und diese Linie sieht alljährlich moderate Preiserhöhungen vor. Verständlich ist der Wunsch, denn natürlich steigen auch bei der Bahn die Kosten für den Betrieb. Wenn die Leistungen besser werden, wird auch kein Kunde maulen. Doch noch immer sind die Unzulänglichkeiten zu groß, um das jährliche Ritual einfach nur abzunicken.