Unglaubwürdige Strategie
Kommentar
10. Mär. 2011 –
Mit Streikaktionen wie an diesem Donnerstag werden die Lokführer schnell die öffentliche Meinung gegen sich wenden. Denn deren Gewerkschaft GDL nimmt auf die Fahrgäste entgegen den ersten Ankündigungen doch keinerlei Rücksicht. Anfang der Woche hieß es noch, dass der Personenverkehr nur in geringem Maße betroffen sein wird. Stattdessen blieben die Nahverkehrszüge in den wichtigsten Ballungsgebieten stundenlang stehen. Den Ärger den betroffenen Pendler müssen zudem die Kollegen der Lokführer an den Bahnhöfen ausbaden, die sich mit den Arbeitgeber schon vor Wochen gütlich auf einen Flächentarifvertrag für alle Bahnen geeinigt haben. Kollegial ist dieses Vorgehen der GDL nicht.
Es ist nicht ganz klar, was die Lokführer eigentlich wollen. Mal steht ein bundeseinheitlicher Rahmentarifvertrag auf der Agenda, mit dem das Lohnniveau der Privatbahnen auf das der Deutschen Bahn angehoben werden soll. Warum dann ausgerechnet das am besten zahlende Unternehmen bestreikt wird, erschließt sich nicht. Deshalb wirft die GDL der Deutschen Bahn vor, die Entgelte der Lokführer um 100 Euro senken zu wollen. Der Konzern bestreitet dies öffentlich. Trotzdem verweigert die Gewerkschaft neue Verhandlungen. Das riecht nach einem anderem Hauptziel der GDL, einem Alleinvertretungsanspruch für alle Zugführer. Dieser Wunsch nach mehr Macht rechtfertigt keinen andauernden Ausstand.
Klar ist auch nicht, wie die verfahrene Situation aufgelöst werden könnte. Da der private Arbeitgeberblock zerbrochen ist, müsste die GDL mit 26 Unternehmen Haustarifverträge auf einem Niveau abschließen, wenn sie ihr vorgebliches Ziel erreichen will. Realistisch erscheint dies nicht, zumal die Gewerkschaft bei einige Bahnen kaum Mitglieder hat. Die Lokführer haben sich anscheinend selbst auf ein Abstellgleis manövriert. Sie müssen sich bewegen, wenn sie da wieder runter kommen wollen.