Union will hinter den Mond

Deutsche Flagge soll 2015 auf dem Erdtrabanten stehen / Mission würde 1,5 Milliarden Euro kosten

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Von Wolfgang Mulke

12. Aug. 2009 –

Deutschland könnte bald zu einer eigenen Mondmission aufbrechen. Das Wirtschaftsministerium strebt eine unbemannte Reise zum Erdtrabanten an, wenn die Union die Wahl gewinnen sollte. „Die deutsche Flagge könnte von unserem Lander 2015 auf den Mond gestellt werden“, sagte der für die Luft- und Raumfahrt zuständige Staatssekretär Peter Hintze am Mittwoch in Berlin.

Ob „Peterchens Mondfahrt“ tatsächlich jemals auf die Tagesordnung kommt, erscheint allerdings zweifelhaft. Vor einem Jahr ist Hintze schon einmal mit dem Plan gescheitert, einen Roboter ins All zu jagen, der eine genaue Karte der Mondlandschaft erarbeiten sollte. Der nun vorgestellte Plan kostet mit insgesamt 1,5 Milliarden Euro sogar das Vierfache der damals anvisierten Summe. Im Bundeskabinett sei der Plan aufgeschlossen aufgenommen worden, berichtete Hintze, gab aber zu, dass er den neben ihm sitzenden Finanzminister bei der Präsentation lieber nicht angeschaut habe.

Der Politiker sieht gute Gründe für eine eigenständige Mondmission. Danach könnten deutsche Forscher in 380.000 Kilometern Entfernung ihre Spitzenstellung in der Entwicklung von Robotern festigen und eine Plattform für die weitere Erforschung des Weltalls einrichten. „Der Mond ist das Archiv unseres Sonnensystems“, erhofft sich Hintze überdies neue Erkenntnisse über die Entstehungsgeschichte des Planeten Erde. Auch einen bemannten deutschen Mondflug will der CDU-Politiker nicht ausschließen. Auf einen Zeitpunkt mag er sich jedoch nicht festlegen.

Zunächst ist an einen maschinellen Einsatz gedacht. Eine Kommunikationssatellit soll in eine Umlaufbahn rund um den Mond gebracht und eine Kapsel zur Landung gebracht werden. Ein rollender oder krabbelnder Roboter wird dann zur Erkundung des Trabanten ausgesetzt. Sollte sich keine Mehrheit für ein rein nationales Projekt finden, kann sich Hintze auch eine finanzielle Kooperation mit Frankreich oder anderen EU-Ländern für die Eroberung des Mondes vorstellen.

Von der heimischen Luft- und Raumfahrtindustrie verspricht sich die Bundesregierung noch wichtige wirtschaftliche Impulse, weil Deutschland technologisch in einigen Bereichen mit an der Spitze rangiert. Das automatische Versorgungsshuttle für die Raumstation ISS koppelte beim Erstversuch 2008 ohne Besatzung exakt an die Station an. Im Februar 2010 ist der erste reguläre Gütertransport ins Weltall geplant.

Auch im Flugzeugbau sieht Hintze noch erhebliche Geschäftschancen.  „Wir stehen vor einem Technologiesprung von Metall auf Kunststoff“, erläuterte der Staatssekretär. Die beiden großen Hersteller Airbus und Boeing beschränken sich zunehmend auf die Entwicklung und die Endmontage der Flugzeuge. Viele andere Aufgaben würden ausgegliedert. Deutsche Firmen seien bei der Entwicklung leichter Werkstoffe besonders stark und beliefern beide großen Flugzeugbauer mit ihrer Technologie. Diesen Vorsprung will die Bundesregierung unbedingt im Lande halten.



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